„Nicht mehr Rennfahrer werden“


Norbert Siedler steigt auch in Zukunft in Amerika aufs Gaspedal. / Foto: GEPA

Fährt man auf der Hauptstraße durch die Wildschönau, dann fällt einem nur ein Wort ein: idyllisch. Grüne Hänge rechts wie links, alte Bauernhäuser und mittendrin kleinere Schafherden, die sich von dem hektischen Treiben auf der Bundesstraße nicht aus dem Kau-Takt bringen lassen. „Das ist mein Rückzugsgebiet“, sagte Norbert Siedler, seines Zeichens Motorsportler, mit zufriedenem Blick. Natur pur als Kontrapunkt zum Berufsleben auf der Überholspur.

Dabei kann der Tiroler durchaus als Spätberufener bezeichnet werden: „Ich war neun Jahre alt, mein Vater hatte sich ein Gokart gekauft und das wollte ich natürlich unbedingt fahren“, erinnerte sich der Familienvater. „Ich war auf Anhieb schneller, darum war er von da an nur mehr mein Mechaniker.“ Sein Talent bestätigte er mit Kart-Titeln in Österreich wie auch in Deutschland. Siedler musste immer noch schmunzeln, wenn er sich an seine Auftritte im Nachbarland erinnerte: „In Deutschland war ich der einzige rot-weiß-rote Pilot, da wurde nach meinen Siegen nicht nur einmal Protest eingelegt. Gefunden hat man natürlich nichts.“

Mit 14 Jahren wollte er mit Vollgas auf der Motorsport-Leiter weiter nach oben steigen – Papa Siedler musste zunächst jedoch auf die Bremse drücken. Es fehlte am nötigen Kleingeld. „Da half mir dann Franz Binder aus. Wir sind immer zusammen Kart fahren gegangen. Ohne ihn wäre das alles nie möglich gewesen“, wusste der heute 31-Jährige.

Unterstützt und ohne (größere) Geldsorgen machte sich Siedler weiter einen Namen in den verschiedenen Serien. Das brachte ihm 2003 sogar eine Formel-1-Testfahrt bei Minardi ein. Bei der er, in gerade einmal 40 Runden, sein Potenzial zeigen konnte. Die schnellen Zeiten nützten ihm trotzdem nichts. Siedler: „Für einen Testvertrag hätten wir zwei Millionen und für ein Stamm-Cockpit sechs Millionen Euro aufbringen müssen. Da war der Traum schnell zerplatzt.“