Ganz knapp vor dem Finale – Absagen stoppten Skiweltcup


Federica Brignone, die erste italienische Weltcupsiegerin / GEPA

Das Szenario war für einige Zeit schon wie ein Damoklesschwert über dem Skizirkus gehangen, nur wenige Tage vor dem Start der Damenrennen in Aare war es so weit – nebst dem bereits gestrichenen Weltcupfinale in Cortina waren auch die drei noch geplanten Rennen im schwedischen WM-Ort aus Sicherheitsgründen wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt worden. Wodurch Federica Brignone als erste Italienerin den Sieg im Gesamtweltcup feiern durfte, sie holte sich auch die Kugeln in der Riesentorlauf- und Kombiwertung.

Der Super-G in La Thuile mit dem Sieg von Nina Ortlieb war also das letzte Weltcuprennen der alpinen Ski-Damen in diesem Winter. „Das kam urplötzlich, es ist auf jeden Fall schockierend, dass das so tragische Folgen mit sich bringt. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass ich die Rennen fahre. Wir haben gut trainiert, ich habe mich gut vorbereitet. Das kam überraschend für uns alle“, sagte Österreichs Technik-Ass Katharina Liensberger in Aare. Die Teamleiter waren im Rahmen der abendlichen Mannschaftsführersitzung über die Absage informiert worden.

Die dreifache Titelverteidigerin im Gesamtweltcup, die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin, wollte in Aare für den Parallel-Slalom, Riesentorlauf und Slalom in den Weltcup zurückkehren und hätte noch Chancen auf das Große Kristall gehabt. Sie hatte nach dem Tod ihres Vaters in den vergangenen eineinhalb Monaten keine Bewerbe mehr bestritten. Nun durfte Brignone jubeln, sie setzte sich 153 Punkte vor Shiffrin durch. Beste Österreicherin wurde Ortlieb als Zwölfte, unmittelbar vor Nicole Schmidhofer und Stephanie Venier.

Für Österreich endete die Saison das erste Mal seit 25 Jahren ohne Kugeln bei Damen und Herren. Bei den Damen holte sich die Schweizerin Corinne Suter das Kleine Kristall in Abfahrt und Super-G, womit sie als erste Athletin nach der US-Amerikanerin Lindsey Vonn 2015 das Speed-Double gewann. Nach der Aare-Absage stand fest, dass die Slalom- und die neu eingeführte Parallel-Wertung an die Slowakin Petra Vlhova gehen.

Die 29-jährige Brignone hatte sich das Saisonende sicher anders vorgestellt. Sie hätte die Chance haben können, vor Heimpublikum in Cortina d’Ampezzo Gesamtweltcupsiegerin zu werden. Die Finalveranstaltung im WM-Ort von 2021 war aber bereits vorher wegen des Coronavirus abgesagt worden. Brignone kam in dieser Saison auf fünf Siege, je zwei im Riesentorlauf und in der Kombination und einen im Super-G.

Der Erfolg wurde der 1,68 m großen Dame förmlich in die Wiege gelegt: Vater Daniele ist Skilehrer, Mutter Maria Rosa Quario gewann einst vier Weltcup-Slaloms und verfolgt die Rennen der Tochter heute als Reporterin.