Die Berg-und Talfahrt der WSG Tirol


St. Pölten (weiß) freute sich über die Gastgeschenke der WSG Tirol / GEPA Kopfweh hatten einige WSG-Kicker nach dem enttäuschenden 1:1-Remis in Innsbruck gegen Mattersburg / GEPA Gegen den Lieblingsgegner Austria gab es ein bitteres 0:1 / APA/EXPA Auch der verletzte Trainer Silberberger konnte den Abstieg nicht verhindern / APA/EXPA Stefan Maierhofer verstolperte einige Chancen gegen die Admira / GEPA In Mattersburg setzte es eine bittere Abfuhr für die WSG und Goalie Oswald / GEPA

So hatten sich weder die Fans der WSG Swarovski Tirol noch deren Spieler und schon gar nicht die Verantwortlichen die Wiederaufnahme der Fußballmeisterschaft vorgestellt. Denn die Ausgangsposition für den schweren Kampf gegen den Abstieg stimmte zuversichtlich, nicht zuletzt wegen des Heimvorteils gegen St. Pölten. Einen Sieg und drei Punkte wollte man feiern, dazu auch dem Trainer ein feines Geburtstagsgeschenk liefern.

Doch dann kam’s knüppeldick für die Tiroler. Erst war Thomas Silberberger just einen Tag vor dem Spiel mit dem Motorrad verunfallt, musste operiert werden, dann kassierte die WSG innerhalb der ersten Viertelstunde drei eher „billige“ Gegentreffer und musste sich am Ende nach 90 enttäuschenden Minuten mit 0:5 geschlagen geben. Und weil in diesem Fall aller schlechten Dinge drei waren, zog sich Benni Pranter einen Muskelfaserriss zu; das bedeutete das Saisonende für den Regisseur. „Wir liegen am Boden, aber jetzt gilt es wieder aufzustehen“, forderte Manager Köck. „Wir dürfen uns nicht leidtun.“

Es brauchte einen Turnaround, so wie er der WSG Tirol schon nach dem schwarzen November und Dezember (sieben Niederlagen in Serie) mit sieben Punkten aus vier Frühjahrsspielen gelungen war. „Wir wissen, dass wir so keine Chance haben. Wenn wir so spielen, sind wir Abstiegskandidat Nummer eins.“

Gesagt, getan. Schon vier Tage später fand die WSG zu alter Stärke zurück, eroberte in Altach mit viel Kampf beim 1:1 einen wichtigen Punkt. Was sich postwendend in der Tabelle mit der Verbesserung auf den vorletzten Platz auswirkte. Nicht aber auf die Leistung gegen Mattersburg – denn statt des angepeilten „Dreiers“ gab es erneut nur ein 1:1 im Tivolistadion und, weil die Konkurrenz hellwach agierte, landeten die Tiroler eher unsanft wieder auf dem harten Boden der Abstiegskampf-Realität. Oder anders formuliert – auf dem letzten Tabellenplatz.

Womit in der Südstadt, im Spiel gegen die Admira ein erstes direktes Duell gegen die „Rote Laterne“ wartete. Nervenflattern? Nicht bei den Tirolern – die Verlegenheitstruppe musste auf sieben Stammspieler (Grgic, Cabrera, Pranter, Soares, Walch verletzt; Svoboda gesperrt und Adjei angeschlagen) verzichten bzw. mussten diese ersetzt werden. Das gleichsam letzte Aufgebot feierte den ersten Sieg in der Abstiegsrunde, hatte sich damit etwas Luft verschafft.

Mit neuem Selbstvertrauen sah Thomas Silberberger daher dem Doppelpack gegen den allerdings wieder erstarkten Lieblingsgegner Austria Wien entgegen. Da sollte doch der eine oder andere Punktegewinn möglich sein. Doch irren ist menschlich und es war besonders bitter, dass den Violetten in Wien ein Treffer aus der dritten Minute zum letztlich glücklichen Sieg genügen sollte.

War die Heimreise mit leeren Händen schon schwer genug gewesen, kam es im Rückspiel am Tivoli noch dicker. Dabei hatte man sich nach dem schnellen Rückstand (0:1/8. Minute) nach rund einer halben Stunde zurückgekämpft und durch Dedic auch den Ausgleich erzielt. Doch die Gelb-Rote Karte für Gugganig knapp vor der Halbzeit war der Anfang vom bitteren Ende; der erneuten Führung der Wiener nach einer Stunde hatten die Tiroler, noch dazu in Unterzahl, nichts mehr entgegenzusetzen. Weil gleichzeitig Mattersburg und die Admira Punkte holten, war der Absturz ans Tabellenende unvermeidlich. Vier Runden vor Schluss also Alarmstufe Rot.

Der Rest ist bekannt, glich einer Achterbahnfahrt der Gefühle – dem 1:1 in St. Pölten folgten eine vermeidbare 0:1-Heim-Niederlage gegen Altach und eine 4:1-Abfuhr in Mattersburg. Lediglich der Tatsache, dass die Admira sich zu Hause St. Pölten geschlagen geben musste, hatten es Tom Silberberger und seine WSG zu verdanken, dass es tatsächlich zum einem „Alles-oder-nichts“-Spiel im Tivolistadion kommen würde. Mit einem Sieg hätten die Gastgeber den Klassenerhalt geschafft, geworden ist es ein enttäuschendes 0:0.

Nach nur einer Saison war der Abstieg perfekt, das Abenteuer Bundesliga – zumindest sportlich – für Tirol wieder erledigt. Wenn da nicht ein paar Wochen später der Finanzskandal um Martin Pucher und die Commerzialbank aufgedeckt worden wäre. Ergebnis? Mattersburg wurde die Lizenz entzogen, die WSG blieb erstklassig. Ende gut, alles gut!