Das Ende eines großen Traumes


Die letzte Jubeltraube bei den HYPO-Volleyballern - nach drei Jahren Deutsche Bundesliga zog Hannes Kronthaler einen Schlussstrich / GEPA War zuletzt immer besser in Form ge-kommen - Niklas Kronthaler / GEPA Kann auf eine große Karriere als Spie-ler und als Manager zurückblicken - Tirols Volleyball-Ikone Hannes Kron-thaler / GEPA

Der 3:0-Sieg vor leeren Tribünen in der Innsbrucker Olympiahalle gegen Gießen war nur 15 Minuten später schon wertlos. Und der letzte zählbare Eintrag in die Geschichtsbücher der deutschen Volleyball-Liga. Denn aufgrund der Entwicklungen rund um das Coronavirus beendete die deutsche Liga mit sofortiger Wirkung die aktuelle Saison. Es wird also – wie in der österreichischen Eishockeyliga – keinen Meister geben.

Darüber hinaus wurde auch die Frage, wie es mit dem Projekt Alpenvolleys und Unterhaching weitergehen würde, fast blitzartig beantwortet. Von Hannes Kronthaler: „Ambitioniert gestartet, erfolgreich gespielt, wirtschaftlich an Grenzen gestoßen, wir ziehen uns zurück. Aus und vorbei!“ Das länderübergreifend agierende Team aus Innsbruck und München beschloss seinen Rückzug aus der Volleyball-Bundesliga und erklärte damit ein bis dato einzigartiges Projekt für beendet.

Nach drei Jahren erreichte Bauunternehmer Hannes Kronthaler, der das Projekt angestoßen und vorangetrieben hatte, trotz sportlichen Erfolgs die wirtschaftlichen Grenzen. „Die Corona-Krise ist nicht der einzige Grund für das Ende, hat jedoch schlussendlich den Ausschlag gegeben“, sagt Kronthaler in einer Stellungnahme zu seinem Entschluss, keine Lizenz mehr für die Saison 2020/21 zu beantragen. Der Rückzug der Alpenvolleys wurde in der Liga außerordentlich bedauert: „Die Mannschaft war über drei Saisons eine sportliche Bereicherung für die Volleyball-Bundesliga und fand über die Zeit auch bei den Fans immer größere Akzeptanz.“

Dabei war anfänglich das als Joint Venture geplante und durchgeführte Experiment durchaus auf Skepsis in der Volleyball-Szene gestoßen. Ausgangspunkt der verwegenen Idee war die Überlegenheit des österreichischen Dauermeisters HYPO Tirol in der heimischen Liga. Mäzen Kronthaler, dessen Sohn Niklas im Außenangriff des Teams agierte, war ebendiese zu langweilig geworden, zumal seinem Team im internationalen Vergleich das Format fehlte, über die Qualifikationsrunden in der Champions League hinauszukommen.

Beim Blick über die nahe Landesgrenze erkannte der Tiroler den unterklassig darbenden ehemaligen Pokalsieger TSV Unterhaching, dessen beste Zeit nach Ausstieg seines Hauptsponsors vorbei war. 2017 beantragten die Münchner dann als Trägerverein eine Wildcard für die Bundesliga und schlossen sich mit dem Team aus Innsbruck und dem Geld von Kronthaler zusammen. Der machte keinen Hehl daraus, dass das Volleyball-Projekt im grenzüberschreitenden Alpenraum für ihn auch wirtschaftlichen Ertrag bringen sollte.

Nun erkannte er, dass die Rechnung nicht aufgegangen war. „Seit Beginn der Alpenvolleys war es das Ziel, unser Budget um 30 Prozent auf zwei Millionen Euro zu steigern“, erklärte Kronthaler mit dem Fazit: „Dies ist uns nicht gelungen.“ Im Gegenteil – die zwei Partner mussten zuletzt schon ihr Engagement reduzieren. Und aufgrund der Corona-Krise sei es unwahrscheinlich, „dass wir unser bisheriges Budget halten können“. Unter diesen Rahmenbedingungen könne er als „verantwortungsvoller Unternehmer“ das Risiko nicht länger eingehen, so Kronthaler.

In den drei Spielzeiten bis zum abrupten Ende der laufenden Saison hatten die Alpenvolleys durchaus eine bemerkenswerte Rolle in der Bundesliga gespielt. In den ersten beiden Jahren waren sie jeweils ins Halbfinale der Play-offs vorgestoßen, 2019 sogar als Zweiter der regulären Saison, in der sie 19 von 22 Spielen gewonnen hatten. In der aktuellen Runde lag das Team, das seine Heimspiele abwechselnd in Innsbruck und München ausgetragen hatte, auf Rang vier.

Gleichzeitig verkündete Kronthaler seinen Rückzug aus dem Spitzensport. Der Club werde in Zukunft weiterhin als „HYPO Tirol“ in der zweiten österreichischen Bundesliga vertreten sein. „Mit dem Ende der Alpenvolleys ziehe ich mich aus dem Spitzensport zurück und beende meine Tätigkeit als Manager. Dem HYPO Tirol Volleyballteam stehe ich im Hintergrund als Obmann weiter zur Verfügung. Doch mittelfristig werde ich auch hier meine Funktionen übergeben“, wurde der 54-jährige Bauunternehmer zitiert. Die Voraussetzungen, sowohl wirtschaftlich als auch sportlich, seien für die nächsten drei Jahre gesichert und garantiert.