Gipfelsieg am mythenumrankten Cerro Torre nährte Lamas Traum


David Lama - der Himmelsstürmer / Foto: Red Bull

Eigentlich ist die Frage überflüssig, aber dennoch: Was macht David Lama, wenn – wie in diesen März-Tagen – kein Wölkchen das Himmelblau trübt? Er geht klettern. In die Halle. „Weil’s Spaß macht“, sagt einer, der in diesem Jahr eine Auszeit vom Wettkampfsport genommen hatte, um vornehmlich seiner alpinistischen Abenteuerlust zu frönen.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Gerade von einer sechswöchigen Expedition aus Südamerika zurückgekehrt, klagte der 20-jährige Tiroler über Motivationsprobleme. Zumindest, wenn er auf Tirols Gipfelwelten blickt. „Da ein Rutscherl, dort ein Lawinerl, bei uns ist alles so nett“, steht der Götzner noch ganz im Banne der patagonischen Felsgiganten. Respektvoller Nachsatz: „Passieren kann natürlich auch bei uns immer etwas.“

Und dennoch: Nach einem bildlichen Vergleich zwischen den Bergen in Tirol und Patagonien befragt, antwortet Lama nach einem Schluck Früchtetee: „Wie eine Kreuzotter und eine Königskobra.“ Wenn Zweitere zubeißt, bezahlt man nicht selten mit dem Leben. Nicht viel anders verhält es sich, wenn man als Extrembergsteiger einen Fehler begeht. Erst recht, wenn man wie Lama und sein Osttiroler Partner Peter Ortner in Patagonien Bekanntschaft mit abbrechenden Eisbrocken vom Umfang zweier Fußbälle macht.

Nachdem er im Vorjahr von 80 Expeditionstagen gerade einmal drei Tage am Objekt der Begierde, dem 3.133 Meter hohen Granitriesen Cerro Torre, verbracht hatte, brach Lama im Jänner zum zweiten Mal nach Patagonien auf. Ziel waren einmal mehr die sturmumtosten Berge des Nationalparks Los Glaciares, allen voran der Cerro Torre, welchen er als erster Kletterer der Welt frei besteigen wollte. Frei heißt, dass zur Fortbewegung nur die natürlichen Strukturen von Eis und Fels verwendet werden. Haken und Seile dienen lediglich als Sicherung.