Die Tränen flossen – aber nicht beim Sieger


Alle Jahre wieder - der Ötztal-Marathon als große Herausforderung für über 4000 Radler. / Foto: Ernst Lorenzi Faszinierende Impressionen - nur die Radler hatten kaum einen Blick dafür / Foto: Ernst Lorenzi Unzählige Kehren - signifikant für den Ötztaler. / Foto: Ernst

Die ersten Nachrichten vom Ötztaler Radmarathon hatten gleichermaßen für Aufatmen wie für Bestürzung gesorgt: Das Wetter hielt am Morgen, Organisationschef Ernst Lorenzi durfte angesichts der gefährlichen ersten Abfahrt von Sölden nach Oetz im Sinne seiner 4104 Starter aufatmen. Doch dann musste doch der Hubschrauber angefordert werden: Ein 27-jähriger Deutscher war bei der Abfahrt vom Kühtai mit einem Pferd kollidiert, er wurde schwer verletzt in die Klinik geflogen. Ein hinter ihm fahrender Südtiroler wurde beim Sturz leicht verletzt.

Das Rennen selbst indes war an Spannung kaum zu überbieten, die Blog-Einträge des drittplatzierten Telfers Stefan Kirchmair nach der Zieleinfahrt lasen sich wie ein Krimi oder ein Länderspielbericht: „Nösig und zehn Italos hinten dran, ich am Limit, kam aber wieder ran, dann kurze Pause und zweiter Cunico-Angriff.“

Die Entscheidung über den prestigeträchtigen Sieg beim 34. Ötztaler Radmarathon, der 238 Kilometer langen Jagd über vier Pässe (Kühtai, Brenner, Jaufen, Timmelsjoch/5500 Höhenmeter), fiel auch erst nach zahlreichen Attacken und Gegenattacken auf den letzten Anstiegen. Der 35-jährige Vorjahressieger Cunico hatte letztlich das Geschehen erneut im Griff, seine Angriffsserie am Jaufenpass endete mit einem Soloritt.

Dahinter verbündeten sich die Tiroler gegen die italienische Konkurrenz, vor allem der für Bergfahrer mit 80 Kilogramm unüblich kräftige Nösig lieferte einen Beweis seiner Klasse: 117 km/h bei der Abfahrt Kühtai – damit stellte der Längenfelder auch einen Geschwindigkeitsrekord auf. Ins Ziel des Heimrennens kam er als überglücklicher Zweiter: „Eine geile Sache!“

Beim drittplatzierten Kirchmair flossen indes die Tränen. Jene der Schmerzen, da ihm sein entzündetes Knie zu schaffen machte. Und jene der Freude: „Für mich fühlt sich der dritte Platz wie ein Sieg an.“

Die schnellsten Damen beeindruckten mit Zeiten knapp über acht Stunden. Der Landeckerin Daniela Pintarelli fehlte am Hinterrad von Schrittmacher Andreas Traxl nicht einmal eine Minute auf Siegerin Laila Orenos aus der Schweiz.