Wenn die Leidenschaft zum EM-Titel führt


Tiroler Husarenritt zu Gold bei der Heim-EM / Foto: privat

Die Besten der Welt? Ein kurzes Überlegen, dann die Bestätigung. „Ja das kann man schon so sagen“, meinte René Pucher, Obmann und Bremser des Hornschlittenclubs Tirol in Personalunion. Mit seinen Teamkollegen Wolfgang Huber (Lenker) und Stefan Weger (Läufer) hatte er sich bei der Heim-Europameisterschaft in Oberperfuss den Titel geholt. Den zweiten übrigens. Schon 2011 in Slowenien war das Trio nicht zu stoppen gewesen.

Das Erfolgsgeheimnis auf der „Streif des Naturbahnrodelns“, wie die Tiefentalbahn in Oberperfuss respektvoll genannt wird, lag in der Konstanz. „Wir haben in allen drei Läufen große Fehler vermieden. Das hat schlussendlich den Unterschied ausgemacht“, analysierte Pucher, für den der Sieg in der Heimat natürlich ein besonderes Highlight darstellte. Dementsprechend kurz fiel auch die darauffolgende Nacht aus. „Die Feier hat etwas länger gedauert“, gestand der 36-Jährige.

Aber wie kommt man als Tiroler Mitdreißiger überhaupt zum Hornschlittensport? „Als Jugendliche sind wir bei den Jungbauernrennen mitgefahren. Vor der Heim-EM 1999 (in Telfs, Anm.) ist ein Telfer Verein auf uns zugekommen und hat uns Material zur Verfügung gestellt. Seit 2000 sind wir mittendrin in der Szene“, erinnerte sich Pucher an die Anfänge. 14 Saisonen später wurde längst selbst am Material getüftelt. „Wir machen alles selbst. Sei es das Zusammenbauen der Schlitten oder auch das Wachsen vor den Rennen.“

Eine Leidenschaft, die neben viel Zeit natürlich auch Geld kostet. Vieles müsse aus eigener Tasche bezahlt werden. Der Rest komme über Sponsoren herein. „Reich werden wir nicht mehr“, lachte Pucher, der sich als selbstständiger Monteur seine Arbeitszeiten einteilen kann. „Anders würde es nicht gehen. Zum Training müssen wir oft hunderte Kilometer zurücklegen. Von November bis Ende Februar sind wir eigentlich durchgehend auf Achse.“

Auch die Kollegen haben ihre beruflichen Wege der sportlichen Leidenschaft angepasst. „Wolfgang ist Lagerist und arbeitet oft in der Nacht, Stefan ist im Tiefbau tätig und geht im Winter stempeln.“ Eine Hingabe, die Respekt verdient. Natürlich würden die Leute oft fragen, warum er sich das überhaupt antue. Die Antwort sei simpel. „Der Sport ist ein Teil von uns. Die Szene ist eine große Familie. Es macht einfach Spaß.“ Und sportlicher Erfolg ist ja bekanntlich auch kein schlechter Antrieb.