Triumphflug zum Tournee-Gesamtsieg


Morgenstern strahlte im Abendhimmel von Bischofshofen / Foto: GEPA

Thomas Morgenstern beugte seinen Oberkörper nach vorne und schüttelte im Schanzenauslauf von Bischofshofen den Kopf, während ihn 30.000 Fans frenetisch feierten. Es schien, als wollte der 24-Jährige nicht glauben, was ihm gerade passiert war: Sein Kindheitstraum, die Vierschanzentournee zu gewinnen, hatte sich erfüllt. Fast fünf Jahre, nachdem sein erster Traum in Erfüllung gegangen war, Olympia-Gold 2006 in Turin.

Und während ihn seine Teamkollegen Wolfgang Loitzl und Andreas Kofler auf ihren Schultern durch das Areal der Paul-Ausserleitner-Schanze trugen, konnte der Kärntner noch einmal kurz Revue passieren lassen, was ihm widerfahren war. Dass er sich nicht aus der Fassung hatte bringen lassen, als er im ersten Durchgang in der vollen Konzentrationsphase noch einmal vom Balken musste, weil der Start nicht freigegeben wurde, obwohl die Windverhältnisse im grünen Bereich waren. Dieselbe Coolness, die er an den Tag legte nach der Windfarce in Garmisch-Partenkirchen und dem darauf folgenden Heimsieg im Hexenkessel am Bergisel. Sein souveräner Auftaktsieg in Oberstdorf. Sein zweiter Sprung gestern in die tobende Menge, den er mit 18,4 Metern Vorsprung wirklich nur noch genießen konnte.

„Unglaubliche Fans, ein unglaubliches Feeling, ein unglaublicher Tag! Jede Sekunde war zum Genießen“, schwärmte der Gesamtweltcup-Führende, der Simon Ammann mit 30,4 Punkten Vorsprung auf den zweiten Platz verwies. Der Tagessieg des Norwegers Tom Hilde, der Morgenstern und Kofler auf die Plätze zwei und drei reihte, trübte den Glanz des Erfolges nicht.

Mit dem Triumph flatterten ihm und seinem Adler-Team gleich ein paar spektakuläre Rekorde ins Haus. Morgenstern ist der erste Kärntner, der die Tournee gewinnt, und der erste Österreicher, der Tournee, einen Einzel-Olympiasieg und den Gesamtweltcup holen konnte. Die Österreicher sind die erste Nation, die bei der 59. Austragung der Traditionsveranstaltung dreimal nacheinander einen Sieger gestellt hat. Zuvor konnte nur der Norweger Bjørn Wirkola (1967–1969) en suite gewinnen, drei verschiedene Gewinner aus einem Land in Serie gab es aber noch nie.

Die Gesamtstärke des ÖSV-Teams spiegelte sich auch darin wider, dass Martin Koch mit dem weitesten Sprung des Tages (140,5 Meter) auf Rang vier landete und der Tiroler Manuel Fettner auf Rang fünf – und damit auch noch den vierten Platz in der Tournee-Gesamtwertung erreichte. Fast alle ÖSV-Adler hatten somit etwas zu feiern. „Und man soll die Feste feiern, wie sie fallen“, meinte Kofler frech, ehe sich die „Überflieger“ zu diversen Feiern zurückzogen.