Svindal und Richard stahlen Ted die Show


Ein Mann für jede Schräglage - Aksel Lund Svindal / Foto: GEPA

Laut Ted Ligetys Plan hätte der Riesentorlauf im schweizerischen Adelboden sein vierter Triumph en suite werden sollen. Mit der Halbzeitführung im Gepäck war der US-Amerikaner dann auch schon auf Kurs, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Quasi im Vorbeifahren hätte der 26-Jährige damit sogar ein Stück Skigeschichte geschrieben und mit seinem vierten Sieg in Serie mit Skilegende Ingemar Stenmark gleichgezogen.

Dem Schweden glückte es 1978/79 als bisher einzigem Skifahrer, viermal hintereinander als Sieger in eine Riesentorlauf-Saison zu starten. Stenmark wurde dann aber erst nach 14 Siegen gestoppt. Ligety wäre auch der erste Athlet seit dem italienischen Slalom-Superstar Alberto Tomba gewesen, der vier Weltcuprennen am Stück für sich entscheidet. Tomba gewann im Jahr 1991 die letzten vier Slaloms der Saison.

Nachdem Ligety mit Bestzeit in Beaver Creek, Val d’Isère und Alta Badia abschwungen hatte, machte ihm der tückisch gesetzte Kurs am Chuenisbärgli im zweiten Lauf einen Strich durch die Rechnung: Mit zu viel Rückenlage aus der Bahn geworfen, konnte Ligety nur mit Mühe einen Sturz vermeiden und sich wieder in die Rennposition retten. Am Ende des Kurses fand sich der Amerikaner nur noch auf Platz 28 wieder.

Gleich zwei Konkurrenten nützten das Missgeschick des bisherigen Saisondominators aus: der Norweger Aksel Lund Svindal und der Franzose Cyprien Richard feierten ex aequo den Sieg beim Riesentorlauf-Klassiker im Berner Oberland. Eine Premiere: Zwei Sieger hat es zwar schon in Speed-Bewerben und auch bei Damenrennen, noch nie jedoch in der 44 Weltcup-Jahre umfassenden Statistik in einem Herren-Riesenslalom gegeben.

Für Svindal war es der erste Weltcup-Erfolg der Saison, mit dem er sich auch im Gesamtweltcup an die Spitze schob. Eine heiße Angelegenheit war sein Rennen von Anfang an: „Ich lag drei Tage mit Fieber im Bett, aber jetzt geht es schon“, erzählte der Norweger trocken. Sieger Nummer zwei, Cyprien Richard, jubelte: „Ich teile den Sieg mit einem großen Mann.“ Für den 31-Jährigen, der zur Rennhalbzeit noch an 20. Stelle gelegen hatte, war es überhaupt der erste volle Erfolg im Weltcup. Mit Thomas Fanara komplettierte ein weiterer Franzose das Stockerl und unterstrich die Hochform der französischen Skiherren.

Dabei hoffte das Gros der 29.000 Zuschauer auf einen Erfolg des Schweizers Carlo Janka. Aber die Rekordkulisse schien mehr Fluch als Segen, Janka reihte sich auf Rang 13 ein. Schnellster Eidgenosse war Marc Berthod als Siebter. Ohne Podestplatz blieben auch die ÖSV-Läufer: Benjamin Raich verfehlte das Stockerl als Vierter und somit bester Österreicher denkbar knapp.