Tage der Österreicher in Übersee


Der Kärntner Max Franz behielt im Nebel und Schneetreiben von Beaver Creek den Durchblick / GEPA Triumph und Tragik waren Nachbarn in Beaver Creek - während Abfahrtssieger Beat Feuz jubelte ... / GEPA ... landete Kitz-Sieger Thomas Dreßen nach einem fürchterlichen Sturz erst im Netz und dann schwer verletzt in der Klinik / GEPA Fünf Mann auf dem Siegespodest von Beaver Creek - Mauro Caviezel (2.), Sieger Max Franz und das drittplatzierte Trio Svindal, Kilde und Paris (v. l.) / GEPA

So schnell kann es also gehen.Vor dem Start in den WM-Winter hatte Max Franz gerade einmal ein Weltcuprennen gewonnen. Anfang Dezember, nach den Bewerben in Lake Louise und Beaver Creek, stand seine Bilanz bei drei Siegen, nachdem er in Kanada und den USA gleich zwei Speed-Erfolge binnen einer Woche bejubeln durfte. Denn auf den Abfahrtscoup in Lake Louise folgte ein Sieg im Super-G von Beaver Creek.

Auf einer durch die erheblichen Neuschneemengen stark verkürzten Strecke war der Kärntner mit 0,33 Sekunden Vorsprung auf den Schweizer Mauro Caviezel und 0,41 auf das Trio Aksel Lund Svindal, Aleksander Aamodt Kilde und Dominik Paris ins Ziel gerast.

Christoph Krenn als Sechster (0,46 Sek.), Vincent Kriechmayr als Siebenter (0,58 Sek.) und Olympiasieger Matthias Mayer als Achter (0,61 Sek.) rundeten die starke Teamleistung des ÖSV ab, der Tiroler Niklas Köck war auf dem Weg zu einem Spitzenplatz im Finish ausgeschieden.

Die ebenfalls verkürzte Abfahrt von Beaver Creek entschied zumindest ein Wahltiroler für sich. Zwischen Wolkenschwaden und leichtem Schneefall fand der Schweizer Beat Feuz zum ersten Mal im dreifachen US-WM-Ort den schnellsten Weg ins Ziel.

Für ihn ausschlaggebend? „Das ekelhafte Flachstück am Anfang hat mir bisher einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das war ja diesmal weg“, erklärte der 31-Jährige mit einem Schmunzeln. Anders formuliert: In der Kürze lag die Würze für den „Kugelblitz“. Denn dieses „ekelhafte Flachstück“ war genau genommen das rund 20 Sekunden lange Gleitstück am Anfang der Birds of Prey (Raubvogel-Piste), das aufgrund der schlechten Prognosen gestrichen worden war. Sehr zur Freude von Feuz, der zu den wechselnden Bedingungen nur kurz meinte: „Wir machen einen Outdoor-Sport, so ist das nun einmal.“

Hinter Feuz tauchte mit Überraschungsmann Mauro Caviezel ein weiterer Schweizer auf. Rang drei ging an Aksel Lund Svindal.

Vincent Kriechmayr als Fünfter hätte gerne den Kopf in den Sand (oder in diesem Fall in den Schnee) gesteckt . Der Oberösterreicher war von den Buchmachern als Top-Favorit gehandelt worden. Doch bereits nach wenigen Fahrsekunden touchierte der 27-Jährige ein Tor so unglücklich, dass er selbst glaubte, disqualifiziert zu sein. „Ich dachte, dass ich eingefädelt habe, und dann war es eben nur mehr eine Trainingsfahrt. So bin ich dann auch gefahren“, meinte Kriechmayr.

Speed-Urgestein Hannes Reichelt wurde Siebenter, Rang acht ging überraschend an Christian Walder. Ohne Punkte blieb der Tiroler Romed Baumann (35.).

Überschattet wurde die Abfahrt vom schweren Sturz von Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen. Der Mittenwalder verkantete sich bei einer Welle und zog sich beim folgenden schweren Sturz schlimme Verletzungen am rechten Knie zu.

Es gab auch Überraschungen in Beaver Creek. Eine davon ging auf das Konto von Marcel Hirscher. Der „Unbesiegbare“, wie der Salzburger ein wenig ehrfurchtsvoll genannt wird, musste sich im Riesentorlauf geschlagen geben. Nach einem Fehler aus der Kategorie grobe Schnitzer. Österreichs Ski-Hero hatte im zweiten Lauf im Mittelteil durch ein Missgeschick einiges an Zeit liegen gelassen; ein folgenschwerer Fehler auf der schwierig zu fahrenden Piste, wie sich im Ziel herausstellen sollte.

Dort nämlich leuchtete – fast sensationell – der Zweier vor dem Namen des 29-Jährigen an der Anzeigetafel auf. Eine Zeile weiter oben stand Stefan Luitz, der 26-jährige Deutsche, der sich vor fast einem Jahr einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und nun just bei seiner Rückkehr den ersten Weltcupsieg bejubeln durfte.

„Nach dem, was er alles durchgemacht hat, hat er sich das sehr verdient“, zog Hirscher den Hut vor dem Allgäuer. „Ich war sehr am Limit, unten waren ein paar Rutscher dabei“, meinte Hirscher, der im nächsten Atemzug sogleich die schlechten Bedingungen der WM-Strecke von 2015 kritisierte: „Ich kenne so etwas aus dem Weltcup noch nicht. Aber man muss das so nehmen, so geht es jedem hier, damit muss jeder umgehen.“

Fast schon standesgemäß nichts an der Piste auszusetzen hatte Premierensieger Luitz. „Ein großes Dankeschön an die Pistenarbeiter“, schickte er ein wenig spitzfindig nach und ergänzte: „Wenn man das Rennen gewinnt, dann ist immer alles gut.“ Da wusste er allerdings noch nichts von der drohenden Disqualifikation und davon, dass die Diskussionen um verbotene Sauerstoffzufuhr bis ins neue Jahr hinein andauern würden.