„Damit schießt sich die Gymnastik ins Abseits“


Nicole Ruprecht war mit dem Reifen eine Klasse für sich / Fassbender

Diesmal war Baku keine Reise wert, jedenfalls nicht für Nicole Ruprecht. Denn ausgerechnet die Tirolerin war eines der Opfer eines unglaublichen Wertungsskandals bei der WM der Rhythmischen Gymnastik.

Zwei Unparteiische aus Finnland und der Mongolei hatten zu tiefe Ausführungsnoten gegeben. Betroffen waren Gymnastinnen der ersten Qualifikationsgruppe, darunter Österreichs Nummer eins, aber auch die Weißrussin Kazjaryna Halkina, EM-Dritte des Vorjahres.

„Es war für alle sichtbar, dass da falsch gewertet wurde“, ärgerte sich Petra Gabrielli, Ruprechts Tiroler Ratgeberin und einstige Trainerin. Für gewöhnlich hält sich die Leiterin des Tiroler Landesleistungszentrums zurück, wenn es um Kritik an der Benotung geht. Dieses Mal nicht: „So macht es keinen Spaß mehr. Ich bin wütend. Die Gymnastinnen werden um ihre harte Arbeit betrogen.“

Nur gut, dass sich Nicole selbst nicht hatte aus der Ruhe bringen lassen und mit ihrem Paradegerät, dem Reifen, die zweithöchste Wertung in ihrer Karriere ablieferte. 19,25 Punkte, fast zwei mehr als tags zuvor. Und Gabrielli lobte: „Ich bin stolz, dass sie sich nicht ablenken hat lassen.“ Nici sei eben ein Profi.

Zumindest die Qualifikation für Olympia 2020 sei nicht in Gefahr, weil es für sie darum erst nach der WM gehe. Man könne sich also etwas entspannen, ließ Gabrielli wissen, ärgert sich aber weiter: „Es ist so schade, dass unser schöner Sport so sehr ins Abseits geschossen wird.“