„Mehr Licht und Schatten geht nicht“


Die Sensation am Rettenbachferner - die junge Neuseeländerin Alice Ro-binson / GEPA Da hielt die Skiszene den Atem an - Bernadette Schild musste mit dem Hubschrauber abtransportiert werden / GEPA Gedämpfte Freude bei Franziska Gritsch, der besten ÖSV-Läuferin, über ihr Heimrennen / GEPA

Etwas besser hielten sich die Damen, von denen Franziska Gritsch und Ramona Siebenhofer mit den Plätzen sieben und zehn für ihre stärksten Sölden-Ergebnisse sorgten. Und damit aus österreichischer Sicht durchaus positiv überraschten. Vor allem Gritsch hatte sich erstmals in ihrer Karriere für ein Finale qualifizieren können.

Parallel dazu gab es mit Alice Robinson eine neue Siegerin und die nächste schwere Verletzung im ÖSV-Team durch Bernadette Schild – für die ÖSV-Skidamen war das zum Auftakt ein Wechselbad der Gefühle. In jeder Beziehung.

Vor dem ersten Rennen – die Sonne strahlte, der Schnee staubte – vor 14.000 Zuschauern sah am Rettenbachferner alles nach einem perfekten Saisonstart aus. Franziska Gritsch, aufgewachsen in Sölden, lächelte ob ihres besten Weltcupergebnisses. Am Ende war sie als Siebente beste ÖSV-Riesentorläuferin – nur wenige Höhenmeter über ihrem Heimatort: „Ein Wahnsinn. Im Training lief es schon gut, aber dass es jetzt im Rennen geklappt hat, freut mich irrsinnig. Noch dazu hier – daheim ist einfach daheim.“

Hinter ihr tauchte der Hubschrauber am blauen Himmel auf, die Rotorblätter schnitten sozusagen die Stimmung ab. „Das ist die Schattenseite unseres Sports“, sagte die 22-jährige Ötztalerin mit zittriger Stimme, „die bekommen wir gerade eins zu eins präsentiert.“ Bernadette Schild, als Halbzeit-Zwölfte und bis dahin beste Österreicherin, war gestürzt und eine schwere Knieverletzung sofort ersichtlich. Schwester Marlies Raich, mit Töchterchen Magdalena (fünf Monate) unter den Zuschauern, eilte aus dem Zielraum.

„Für mich scheint heute zwar die Sonne, aber es tut mir brutal leid, dass so was jetzt passiert ist. Leider kann ich da gut mitfühlen“, sagte Gritsch, die 2014 einen Wadenbeinbruch und drei Monate später Risse der Kreuzbänder sowie einen Bruch des Schienbeinkopfs erlitten hatte.

Die Hoffnungen auf eine glimpfliche Diagnose für Schild zerschlugen sich kurz darauf in Innsbruck: Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie, die Operation folgte im Anschluss. „Das ist eine Katastrophe“, zeigte sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel im Ziel schockiert. Nach Stephanie Brunner (Kreuzbandriss), Elisabeth Kappaurer (Schien- und Wadenbeinbruch) und Sabrina Maier (Kreuzbandriss) war es die vierte schwere Verletzung unter den ÖSV-Damen seit August.

Angesichts des Dramas um Schild rückte – vor allem für die Österreicher – die Sensationsvorstellung der jungen Neuseeländerin Alice Robinson etwas ins Abseits. „Das ist wirklich verrückt, ich war nervös, wollte ruhig bleiben und versuchen, es zu genießen“, sagte Robinson mit Tränen (unter der Skibrille) und mit ihrer Stimme kämpfend im ORF-Interview. Sie hatte gehofft, vielleicht um einen Podiumsplatz mitkämpfen zu können, aber zu gewinnen, kam auch für sie überraschend.

Gesamtweltcup-Siegerin Mikaela Shiffrin zeigte sich mit dem Podestplatz im ersten Rennen der neuen Saison zufrieden, sie sei im ersten Moment schon etwas enttäuscht gewesen, weil sie keine ganz perfekte Leistung abgeliefert habe, gratulierte aber der neuen Siegerin im Skizirkus: „Alice ist wirklich fantastisch gefahren. Man konnte schon im Vorjahr sehen, dass sie auf dem Weg zu einer wirklich starken Skifahrerin ist. Ich mag, wie sie Ski fährt. Dass sie heute gewonnen hat, ist aufregend.“