Haie schwammen im Wechselbad der Gefühle


Jubelnde Haie - Michael Boivin, John Lammers, Jan Lattner und Ondrej Sedivy (v. l.) / GEPA Joel Broda (weiß) - verlässlicher Torschütze im Haie-Dress / GEPA Der Villacher Christof Kromp freute sich nach seinem Treffer gegen die Ex-Kollegen vom VSV / GEPA Mit Pedevilla (Nr. 24) ist nicht zu spaßen, das bekamen die Bozner zu spüren / GEPA Biss sich gegen Salzburg die Zähne aus - Haie-Stürmer Zajic (schwarz) / GEPA "Zerkugelten" sich nach Erfolg über Villach - Michael Boivin und Joel Broda / GEPA Gegen die Caps in Wien waren sie chancenlos - Haie-Goalie Motte und Defender Guimond / GEPA

0:3 und 1:5 waren die Innsbrucker Haie beim Gastspiel in Villach zurückgelegen, um einmal mehr in dieser Saison Moral und Kampfgeist zu beweisen und den Spieß zu einem 7:6 (0:1, 2:4, 4:1, 1:0) umzudrehen. Für den HCI war es nach fünf Niederlagen (drei in der Verlängerung) der erste Erfolg der laufenden EBEL-Meisterschaft.

Nach einem 0:3-Rückstand waren die Innsbrucker erst nach 30 Minuten in Fahrt gekommen, Michael Boivin (34.), Jesper Thörnberg (40., 43., 53.) und Joel Broda (47., 53.) brachten die Haie aber ein ums andere Mal wieder heran. Und Tyler Spurgeon schoss in Minute eins der Verlängerung den Goldtreffer zum 7:6-Sieg.

Ein sensationeller Kraftakt, dem nur zwei Tage später eine weitere – erfolgreiche – Verlängerung folgte. Denn ausgerechnet im Derby gegen Bozen mussten die Haie erneut nachsitzen, feierten aber nach Penaltyschießen einen 3:2-Sieg über den HCB und mit 2.400 Fans den ersten Heimerfolg in dieser Saison.

Nach der fünften Overtime im siebenten Match gab es das erste Shootout, bei dem für die Haie mit Jan Lattner, Broda und Thörnberg alle drei Schützen trafen. Der erste Heimsieg an einem Wochenende mit vier Punkten war perfekt.

Doch wie heißt es so treffend? Aller guten Dinge sind drei – und getreu diesem Motto lieferten die Tiroler in Graz einmal mehr eine irre Aufholjagd und sicherten sich mit einem 6:5-Sieg nach Penaltyschießen und dem dritten Erfolg hintereinander zwei nicht mehr erhoffte Bonuspunkte. Im Mitteldrittel waren Goalie C. J. Motte und Co. schon 4:1 zurück, verkürzten vor der zweiten Pause auf 3:4, ehe zu Beginn des letzten Abschnittes das 4:4 gelang.

Die neuerliche Grazer Führung egalisierte Sascha Guimond, brachte die Haie damit ins Penaltyschießen, in dem Joel Broda und Jesper Thörnberg mit ihren Treffern die Entscheidung besorgten. Eine fast schon unheimliche, auf alle Fälle aber kräfteraubende Serie.

Was die Tiroler erstmals gegen Salzburg zu spüren bekamen. Dabei hatte der HCI vor 2.500 Zuschauern lange Zeit sogar vom vierten Erfolg hintereinander träumen dürfen. Doch ein Doppelschlag des Tabellenführers innerhalb von 40 Sekunden im Finish des zweiten Abschnitts beendete alle Träume.

2:4 nach 40 Minuten – was die Haie jetzt benötigt hätten, wäre ein schneller Anschlusstreffer gewesen, die Tore erzielten leider die Gäste, am Ende leuchtete ein 2:8 von der Anzeigetafel. Ein herber Dämpfer, der sich auch auf die Moral auswirkte.

Die folgende 6:1-Abfuhr bei den Vienna Capitals war daher fast logisch. In Wien hatte Rob Pallin nach dem fünften Gegentreffer reagiert und Rene Huber anstatt Motte aufs Eis geschickt. Es war das Erstliga-Debüt für den 21-jährigen Innsbrucker, der nach einem Vause-Schuss wenig später auch erstmals hinter sich greifen musste. Das halbe Dutzend war damit voll.

Nur gut, dass mit den Graz 99ers den Haien so etwas wie ein Lieblingsfutter vorgesetzt wurde. Und siehe da – nach den zwei deutlichen Niederlagen kehrten die Tiroler mit einem staubtrockenen 4:1-Sieg über die Steirer doch tatsächlich auf die Siegerstraße zurück. Ein kollektiver Kraftakt, der sich nach dem Ende doch sehr befreiend anfühlte.

Nicht zuletzt, weil es schon vor dem Anpfiff des siebten Saisonheimspiels bedrohliche Nachrichten aus der Liga gegeben hatte. Der angekündigte Ausstieg von Ligasponsor Erste Bank würde die Klubs zukünftig einen sechsstelligen Betrag kosten. Da täte sich ein Budgetloch auf. „Für die kleinen Vereine ist das ein Riesenproblem“, zogen auch bei Haie-Obmann Günther Hanschitz Sorgenfalten auf.

Am Eis waren die Innsbrucker nach den beiden hohen Niederlagen in Wien (1:6) und gegen Salzburg (2:8) um Wiedergutmachung bemüht. Der Schuss ging mit dem 0:1 (5.) vorerst wieder einmal nach hinten los. Rückstände sind die Haie aber gewohnt, Jesper Thörnberg (8.) und Tyler Spurgeon (11.) hatten den Ausgleich am Schläger, das hochverdiente 1:1 (14.) schoss dann mit Sacha Guimond ein Verteidiger.

Im zweiten Abschnitt markierte Spurgeon das 2:1, dem Treffer von Mike Boivin und Joel Broda (in Unterzahl) zum 4:1-Endstand folgten. Es war im elften Saisonspiel der erste Sieg in der regulären Spielzeit und somit der erste Drei-Punkter, der von gut 2.000 Fans eifrig beklatscht wurde.

Und dann kam es knüppeldick, warteten doch gleich weitere zwei Partien auf die Mannschaft. Verständlich, dass den Haien im dritten Spiel in vier Tagen sowie nach den verletzungsbedingten Ausfällen der beiden Import-Verteidiger Tyler Cuma (Fußverletzung) und Mike Boivin (Oberkörperblessur) irgendwann das Gas ausgehen würde. Und so setzte es 24 Stunden nach dem 4:5 in Linz letztlich eine klare 3:9-Niederlage in Znojmo.

Diese Auslosung quittierte Haie-Coach Rob Pallin nach der Rückkehr nach Innsbruck mit einem Kopfschütteln: „Ich will das nicht als Entschuldigung verwenden. Aber wer hat sich das angeschaut? So etwas gibt es auch nicht zu Weihnachten, wo viele Spiele anstehen. Und kein anderes Team muss in dieser Saison drei Spiele in vier Tagen austragen. Da geht es auch um die Gesundheit der Spieler“, kann man Pallins Ärger verstehen.

Der allerdings schnell verraucht war, vor allem nach der Gala seiner Schützlinge gegen Villach. Auch dank drei Toren von Tyler Spurgeon gewann der HCI 7:3 gegen die bisher so starken Villacher. Gleich zu Beginn war es richtig großes Kino, das die Haie den 1.800 Zuschauern in der TIWAG-Arena boten: Mit dem wohl schönsten Tor der Saison nach traumhafter Kombination über Jesper Thörnberg und John Lammers knallte Kapitän Tyler Spurgeon die Scheibe zum 1:0 ins Netz (6.).

Nur eine Minute später legte Caleb Herbert das 2:0 nach. Das dritte Tor hatte dann sogar etwas Märchenhaftes – erst vor zwei Wochen war Christof Kromp von Villach nach Innsbruck gewechselt, um ausgerechnet gegen den Ex-Verein sein erstes HCI-Tor zum 3:0 zu erzielen (16.). Von den hochgelobten Kärntnern war in Abschnitt eins nichts zu sehen.

Und im zweiten Drittel erhielt die Kromp-Story ein weiteres Kapitel: Denn der bei Villach-Coach Jyrki Aho nicht hoch angeschriebene Angreifer leistete die Vorlage zum 4:0 von Clemens Paulweber (24.). Danach flackerte kurz VSV-Gegenwehr auf, das 5:1 durch Ondrej Sedivy (35.) kam genau zum richtigen Zeitpunkt.

Das letzte Drittel begann mit dem 6:1 durch Tyler Spurgeon, doch Treffer von Bacher (42.) und Schmidt (44.) sorgten aus Haie-Sicht für unnötige Spannung. Aber mit Spurgeons drittem Tor zum 7:3 war die Luft aus Villacher Sicht draußen.