Tirols Handball-Präsident Thomas Czermin ballte vor dem Anpfiff die Faust – ein Blick in die vollen Ränge ließ das Herz der rot-weiß-roten Funktionärsriege höher schlagen. „Wenn die Freundschaftsspiele schon so aussehen, kann man sich auf die EURO nur freuen“, waren auch ÖHB-Teamchef Dagur Sigurdsson und Deutschlands Top-Scorer Michael Kraus nach dem Schlusspfiff einer Meinung.
Davor flogen ordentlich die Funken im Rivalenduell zwischen Österreich und Deutschland. 8.000 Fans zeigten sich begeistert von Handball auf höchstem Niveau und die Gastgeber spielten bei dieser Art EURO-Generalprobe keineswegs eine untergeordnete Rolle – im Gegenteil. Deutschland wollte die Revanche für die 30:32-Schmach vom März 2008, Österreich neue Stärke demonstrieren. Daraus entwickelte sich ein beinharter Kampf um jeden Zentimeter, jeden Ball.
Drei Zwei-Minuten-Strafen nach sechseinhalb Spielminuten zeigten, dass von freundschaftlicher Atmosphäre am Parkett keine Spur war. „Zwischen Dänemark und Island gibt es ja auch keine Freundschaftsspiele“, gab der Isländer Sigurdsson in Sachen Härte bekannt. Auch Heiner Brand, der nach der Schlusssirene noch wutentbrannt den Österreicher Patrick Fölser zur Rede stellte („Da ging’s um die Nasenschmerzen von einem meiner Spieler“), hatte sich bei der Pressekonferenz wieder beruhigt.
Verständlich, denn da hatten die Deutschen ja auch einen hauchdünnen 30:29-Sieg in der Tasche, nachdem der zweite Durchgang an Dramatik nicht zu überbieten war. Die ÖHB-Truppe antwortete auf die Glanzlichter, die Weltmeister Deutschland (2007) eine 17:12-Pausenführung gebracht hatten, mit einer sehenswerten Aufholjagd. Beim 23:23-Ausgleich in Minute 43 war die Olympiahalle längst ein Pulverfass.
Es ging in dieser Tonart weiter, 28:28 nach 54 Minuten, kleine Mätzchen und Härteeinlagen inklusive. Schlinger schoss ans Lattenkreuz (58. Minute), Klein besorgte die Entscheidung für die Deutschen (60. Minute), Standing Ovations. „Dieses Spiel gibt uns Auftrieb, bis zur EURO noch besser zu werden“, verkündete auch Sigurdsson, der trotz knapper Niederlage das Bad in der Menge genoss.