„Fliegen, bis ich nicht mehr kann“


Mit dem Drachen unterwegs - eine faszinierende Leidenschaft / Foto: Siess

Pilot und Material stehen am Areal der Innsbrucker Seegrube für den Start bereit. Noch einmal ein gewissenhafter Check, dann geht es schnell: Erst ein Blick auf den Windsack, ein paar Schritte die Startrampe hinunter – und das Abenteuer kann beginnen. Zuerst steil bergab, dann fast senkrecht in die Höhe. Adrenalin pur. Ein Procedere, über das der Volderer Wolfgang Siess Bücher schreiben könnte.

Seit zwölf Jahren fliegt der 27-Jährige mittlerweile durch die Lüfte, zumeist so erfolgreich wie in diesen Junitagen. Da gewann er quasi vor der Haustür in der Gegend um Gnadenwald die Alpen Open und damit auch den Staatsmeistertitel. Bereits im Alter von zehn Jahren hatte er das erste Mal gemeinsam mit seinem Vater Herbert als Co-Pilot abgehoben. Das Fliegen wurde ihm also in die Wiege gelegt. „Wie der Vater, so der Sohn“, schmunzelte Siess junior.

Mittlerweile war er selbst Tandempilot und einer der besten Drachenflieger überhaupt. Wie gefährlich ist eigentlich dieser Sport? „Es gibt weitaus gefährlichere Dinge im Leben“, erklärte Siess. „Aber an die Spielregeln muss man sich unbedingt halten.“

Dass Wolfi, wie ihn seine Flugkameraden lieber bezeichnen, nicht nur über der Hinterhornalm oder der Seegrube seine Kreise zieht, hatte er des Öfteren gezeigt: Siess flog mit seinem Drachen im Höllentempo unter Brücken durch und stellte 2009 im „Swooping“ den inoffiziellen Weltrekord mit 650 Metern auf.

„Swooping“? Im Sturzflug steuert Siess dabei sein Fluggerät mit 130 km/h auf einen See oder Fluss zu und versucht dabei, so lange wie möglich mit den Beinen das Wasser zu berühren. Ein Fehler – und das Ganze endet fatal. Als Draufgänger bezeichnete er sich trotzdem nicht: „Ich gehe nie ein Risiko ein. Nur wenn ich mir zu hundert Prozent sicher bin, wage ich solche Flugeinlagen.“