Gold linderte die Schmerzen


Bernadette Graf vergoldete sich in Lommel / Foto: Böhm

Das Wort Schmerz kommt im Vokabular von Bernadette Graf erst gar nicht vor. Und so überraschte es auch nicht wirklich, dass die Tiroler Judoka trotz Trainingspause bei der U20-Europameisterschaft im belgischen Lommel an den Start ging und – auf ganzer Linie überzeugte. Die 19-jährige Innsbruckerin hatte sich von einer neuerlich akut gewordenen Schulterverletzung nicht bremsen lassen und sicherte sich zuerst den Poolsieg in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm. Im Finale setzte sich die Heeressportlerin mit Ippon souverän gegen Nicoline Alberts aus den Niederlanden durch.

„Ganz realisiert habe ich das noch nicht“, lächelte Bernadette bei der Medaillenfeier im Judozentrum Innsbruck. Politiker, Freunde und Weggefährten schütteln Graf eifrig die Hand. Es ist der größte Erfolg der Heeressportlerin, die im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal den Kimono anzog. Damals wie heute an ihrer Seite: Trainer Gernot Frei. Graf: „Wir trainieren schon seit 14 Jahren. Er hat mich immer unterstützt.“

Die Karriere nahm rasch Fahrt auf: Mit 15 Jahren folgte der Wechsel ins Nationalteam, wo Graf gemeinsam mit Teamkollegin Kathrin Unterwurzacher kämpft. Die ebenfalls 19-jährige Innsbruckerin ist seit zehn Jahren Grafs Kollegin. Nach Platz drei bei der letztjährigen U20-WM musste Tirols Sportlerin des Jahres diesmal mit Rang sieben Vorlieb nehmen. „Schade, dafür freue ich mich umso mehr für Bernadette“, bewies sie sportliche Größe.

Privat macht Graf trotz zwölf Stunden Training in der Woche keine Abstriche. „Ich habe genügend Freizeit, gehe gerne schwimmen oder shoppen.“ Das Umfeld mit Eltern und Freunden passt und gibt die nötige Motivation. Nur in der Liebe, da lässt das große Glück noch auf sich warten. „Dafür bleibt leider kaum Zeit“, schmunzelte sie. Grafs Karrieretraum bleibt ohnehin olympisches Gold. London 2012 scheint zu früh zu sein („Ich habe eine Mini-Chance“), aber spätestens 2016 will die Tirolerin ganz oben stehen.

Bis dorthin wird weiter fleißig an den Schwächen gearbeitet: „Mir fehlt noch die körperliche Kraft. Außerdem muss ich lernen, die Taktik von Anfang bis zum Ende umzusetzen.“ Konsequente Arbeit und Erfahrung sollen den Weg in eine glorreiche sportliche Zukunft weisen. Wie auch immer diese aussehen wird, das richtige Lebensmotto scheint die junge Sportlerin bereits gefunden zu haben – „Geht nicht? Das gibt’s nicht!“