Ein Weltmeister, dem die Ziele nicht ausgehen


Weltmeister im Bankdrücken aus Kramsach: Christoph Rieser / Foto: Mühlanger

Das einzige Fitnessstudio in der 4600-Einwohner-Gemeinde Kramsach wirkt im Schneetreiben friedlich und verlassen. Der Weg führt direkt in einen kleinen Trainingsraum, die Aufschrift auf der Eingangstüre klingt martialisch: „Hardcore-Bereich“. Sie prangt in dicken Lettern über dem Türrahmen. Keine Frage: Hier trainiert einer der stärksten Männer Tirols.

Im vergangenen November hatte Christoph Rieser den Weltmeistertitel im Raw-Bankdrücken (ohne unterstützendes Equipment) aus Berlin ins Tiroler Unterland geholt. 250 Kilogramm hatte der Kramsacher dabei in die Höhe gewuchtet, die baumstammdicken Oberarme des 27-Jährigen machten das schier Unmögliche letztlich möglich. Der Doppel-Staatsmeister von 2012 sieht sich selbst aber noch nicht an der Spitze. Wie aus dem Boxsport bekannt, hat auch der Kraftsport mehrere große Verbände. Jeder dieser Verbände stellt seinen eigenen Weltmeister. „Jetzt gilt es einen befreundeten Ungarn mit einer Leistung jenseits der 300-kg-Schallmauer zu schlagen“, erzählt Rieser.

Auch Rieser ist nicht als Kraftpaket auf die Welt gekommen. Nach Versuchen im Fußball und Kampfsport begann der Unterländer 2001 als 16-Jähriger im Fitnessstudio. „Anfangs trainierte ich vor allem der Optik wegen.“ Schnell entwickelte sich aber eine Faszination für schwere Gewichte und Leistungssport, die Bekanntschaft mit Mentor und Freund Hubert Lauchart (früher erfolgreicher Kraftdreikämpfer aus Wörgl) tat ihr Übriges dazu.

Eine besonders wichtige Rolle im Leben des HTL-Absolventen, der bei einem Elektronikfertiger in Ebbs arbeitet, spielt Lebensgefährtin und Freundin Veronika. „Es ist bestimmt nicht immer leicht, mit einem Kraftsportler zusammen zu sein. Aber man braucht eine starke Frau hinter sich. Und das ist sie definitiv“, streut Rieser der ausgebildeten Fitness-Trainerin Rosen. Mehr als ein intensives Hobby, das die ganze Woche in Anspruch nimmt, wird das Bankdrücken indes nie werden. „Als Leistungssportler kannst du quasi nichts verdienen.“ Einladungen zu Sonderveranstaltungen mit Preisgeldern kämen da natürlich sehr gelegen.