Ein Höllenritt hoch über den Dächern Innsbrucks


Es geht auch ohne Sonne ... / Foto: Felix Schüller

Selbst bei trockenen Verhältnissen gilt der „Singletrail“ von der Innsbrucker Seegrube bis zur Hungerburg als einer der schwierigsten der Welt. Der Kurs ist extrem steil, die engen und schmalen Kurven tragen ihr Nötiges dazu bei. Wenn es dann aber während der Nacht noch „schüttet wie aus Kübeln“, wird das Gesamtpaket noch viel tückischer, die Strecke nahezu unbezwingbar – zumindest für Downhiller, die als nicht ganz sattelfest gelten.

Doch die Crème de la Crème blieb unbeeindruckt von extrem rutschigen Wurzeln, Steinen und lehmigem Untergrund – also jene knapp 60 „Rider“, die sich beim Nordkette-Downhill-Pro mit waghalsigen Manövern und Sprüngen die 3,5 Kilometer lange Strecke von der Bodensteiner Alm bis ins Ziel knapp oberhalb der Hungerburgbahn hinunterstürzten.

Von Junioren bis hin zu Amateuren, Profis und einer einzigen Dame: Simone Wechselberger aus Kolsass fuhr zwar „nur“ als Vorläuferin, und damit außer Konkurrenz, mit ihrer Zeit hätte die 23-Jährige aber so manch männlichen Downhiller in den Schatten geradelt. Voller Dreck, vom Vollvisierhelm bis hin zu den Sicherheitsschuhen, fand die Unterländerin das Rennen einfach nur „geil“. „Schade, dass nicht mehr weibliche Downhiller dabei waren“, fügte die gelernte Köchin hinzu.

Je niedriger die Startnummer, desto besser der Fahrer. Voller Spannung blickten die gut 2000 Zuschauer, die sich trotz mäßigen Wetters entlang des Kurses eingefunden hatten, auf die Nummer 1. Der letzte Fahrer im Feld war kein Geringerer als Vorjahressieger Benni Purner aus Innsbruck.

Kaum ein anderer Downhiller kennt den Kurs so gut wie er, mindestens 1000-mal hatte er mit seinem Federbike den Ritt ins Tal gewagt. Ausgerechnet diesmal platzte dem 32-Jährigen der Reifen und der Lokalmatador wurde von der Strecke geworfen. Der Traum vom zweiten Sieg en suite beim Heimrennen wurde kurzerhand im Schlamm begraben.

So ging der Siegerscheck in Höhe von 5000 Euro nach Kolumbien. Marcelo Gutiérrez Villegas donnerte in knapp sieben Minuten – so schnell wie kein anderer – über Stock und Stein ins Tal und nahm dem Zweitplatzierten Wyn Masters aus Neuseeland mehr als 34 Sekunden ab. Übrigens: Preisgeld gab’s nur für den Sieger. „The winner takes it all“.