Dreimal schon hatte Benni Raich den Riesentorlauf am Kuonisbergli in Adelboden gewonnen. Dreimal begleitet von den Emotionen eines Favoriten. Diesmal war der 33-Jährige vorab nicht in diesem elitären Kreis zu finden. Verständlich, doch nach seinem Kreuzbandriss im linken Knie, zugezogen bei der Weltmeisterschaft in Garmisch (16. Februar 2011), strafte er alle Skeptiker auf seine Art Lügen: „Ich habe immer daran geglaubt, dass ich auf Dauer wieder zurückkomme. Dass es so schnell gegangen ist, ist umso schöner.“
Erstmals seit dem 5. Februar 2011 (Platz zwei in Hinterstoder/Super-G) war er wieder am Stockerl. Nicht wenige hätten zuvor einen Rücktritt des Pitztalers für sinnvoller erachtet, allerdings nicht sein in Adelboden siegreicher ÖSV-Rivale Marcel Hirscher: „Es ist ein Wahnsinn, so etwas zu behaupten. Unglaublich, wie schnell die Leute vergessen, was Benni Raich für dieses Land geleistet hat!“, hatte der 22-Jährige schon einige Wochen vor diesem Rennen mitgeteilt.
Zu seiner eigenen Leistung fiel Hirscher nicht viel ein: „Derzeit fahre ich schon brutal frech.“ Seinen Husarenritt begleiteten auch Schrecksekunden: So verlor der Jungstar diesmal im ersten Lauf kurz vor dem Ziel den rechten Stock und steckte zudem einen heftigen Schlag ein.
Hirscher weiß um seinen „Lauf“: „Ich muss schon ehrlich gestehen, im Augenblick funktioniert alles sehr gut. Ich habe eine Riesenfreude beim Skifahren.“ Aber nach der Zieldurchfahrt im Finale benötigte auch Hirscher zunächst einige Momente, ehe er seinen Sieg realisierte. „Ich habe einige Schwünge nicht so gut erwischt und mich eher schlecht gefühlt. Da ist mir das Herz in die Hose gerutscht.“
Hirscher sorgte jedenfalls für ein kleines Jubiläum, nämlich den zehnten ÖSV-Sieg in einem Adelboden-Riesentorlauf. Der Hochfilzner Romed Baumann rundete als Sechster das starke ÖSV-Ergebnis ab.