Freude, aber schaumgebremst


Mit Jewgenij Klimow (Mitte) gewann erstmals ein Russe ein Weltcupspringen / Newspix "Es ist noch ein weiter Weg, bis wir mit den Besten mithalten können ..." / GEPA

Andreas Felder ist schon viele Jahre im Trainergeschäft, ein alter Hase sozusagen. Und doch stand der 56-jährige Tiroler zum Weltcup-Auftakt in Wisla unter Starkstrom. „Wichtig war, dass die Burschen nicht nervös werden“, erklärte der neue ÖSV-Cheftrainer aus Absam, der sich mit Platz drei im Team über ein solides Debüt in seiner zweiten Ära freuen durfte.

Das Quartett Michael Hayböck, Clemens Aigner, Daniel Huber und Stefan Kraft (972 Punkte) hatte sich nur Sieger Polen (1026,6) mit dem rechtzeitig in Form gekommenen Überflieger Kamil Stoch und Deutschland (1015,5) geschlagen geben müssen.

Dabei spielte den Adlern aber auch in die Karten, dass Nationencupsieger Norwegen nach der Disqualifikation von Robert Johansson quasi kampflos die Segel streichen musste.

„Ein Stockerl am Anfang tut immer gut, aber die Leistung war noch nicht ganz so wie erhofft“, bemerkte ÖSV-Schlussspringer Stefan Kraft. Um den doch relativ großen Abstand zu Deutschland und Polen zu verringern, heißt es „gut analysieren“ und im Einzel etwas drauflegen. Kraft kämpferisch: „Ich habe noch viele Reserven!“

Nach dem Abendessen ging es ans Videostudium. „Auf ein Bier gehen, das geht sich nicht aus“, sagte Felder, der die Freude über den geglückten Auftakt also schaumgebremst genießen musste. Denn: „Ausreißer nach oben habe ich keinen gesehen!“

Und das war auch das – bittere – Fazit nach dem Einzelspringen. Denn im Schneegestöber von Wisla hatten sich die ÖSV-Adler mehr oder weniger richtig „verflogen“, vom kurz aufgeflackerten Selbstvertrauen nach Platz drei im Teambewerb war da nichts mehr zu bemerken. O-Ton Felder: „Es ist noch ein weiter Weg, bis wir mit den Besten mithalten können.“

Als Bester war Daniel Huber auf Rang 18 gelandet. „Bester Österreicher zu sein, ist kein Trost. Wir haben angeschrieben, aber das können wir besser“, sagte Huber.

Während die Österreicher rätselten, strahlten die drei Athleten am Stockerl um die Wette. Jewgenij Klimow sorgte für den ersten Skisprung-Weltcupsieg eines Russen überhaupt. Der 24-jährige Ex-Kombinierer konnte bisher nur einen dritten Platz (2017 am Bergisel) vorweisen. Direkt hinter ihm flog Stephan Leyhe aus Deutschland auf das Podest. Und mit Ryoyu Kobayashi (JPN) auf Platz drei hatten die wenigsten gerechnet.