Endlich ganz oben auf dem Siegerpodest


Endlich ganz oben auf dem Siegerpodest / GEPA

„Dem Denifl“, sagt Stefan Denifl, haben viele so etwas gar nicht mehr zugetraut. „Die Leute meinten, der gewinnt nie etwas Großes, der ist einfach nicht gut genug“, sprach der 29-jährige Rad-Profi in der dritten Person von sich und legte sogleich nach: „Um die Österreich-Rundfahrt zu gewinnen, musst du ein kompletter Radfahrer sein. Die Genugtuung ist daher nur noch umso größer. Endlich habe ich alles aus dem Training umsetzen können und habe endlich einen großen Sieg gefeiert.“

Am Ende der 69. Österreich-Rundfahrt stand damit wieder ein heimischer Fahrer auf dem obersten Siegerpodest – zum fünften Mal ist es ein Tiroler, nach Wolfgang Steinmayr (1972, 73, 75, 76), Helmut Wechselberger (82, 86), Georg Totschnig (93, 2000) und Thomas Rohregger (2008). „Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Es war eine extrem gute Woche, in der ich das Glück auch auf meiner Seite hatte“, meinte Denifl.

Nach der Schlussetappe von St. Johann im Pongau nach Wels schaltete der 29-jährige Stubaier kurzfristig das Handy aus, weil die Nachrichtenflut nicht abreißen wollte.

Eine kalte Dusche später hatte Denifl wieder Kraft gefunden – und rekapitulierte seinen ersten großen Erfolg bei einer Rundfahrt nach drei Top-Ten-Plätzen bei der Ö-Tour. „Ich hatte heuer viel Zeit, um daheim zu trainieren, bin viel am Berg unterwegs gewesen.“ Dass ihn sein Team Aqua Blue Sport im Juni kurzfristig aus dem Tour-de-Suisse-Kader gestrichen hatte, stellte sich im Nachhinein als positiv heraus.

Mit vielen Reserven konnte daher der Kletterspezialist die Ö-Tour auf den sechs Etappen nach Hause fahren. „Entscheidend war, dass ich auf dem Kitzbüheler Horn so stark war. Ich habe mich einfach gut gefühlt – die Ö-Tour zu gewinnen, ist gerade für einen Österreicher etwas ganz Spezielles“, ergänzte der Olympia-Teilnehmer.

Dabei musste Denifl mitunter auf die Hilfe anderer Lokalmatadore vertrauen, waren seine Teamkollegen doch vor allem bei der wichtigen Königsetappe nicht in seiner Nähe. „Sie haben alle 110 Prozent gegeben. Man kann keinem etwas vorwerfen“, meinte Denifl, ergänzte aber zugleich: „Es war hart – irgendwie war der Rest des Feldes am Ende gegen mich. Aber das ist wohl normal, wenn man im Gelben Trikot fährt.“