Ein Tag, der in allen Farben glänzte


Ein mit Medaillen veredeltes Trio - Fischhuber, Stöhr und Schubert / Foto: ÖWK

So ein Tag, so wunderschön wie heute – für Tirols Sportler brachte dieser September gleich zu Beginn ein medaillenträchtiges, ein goldenes Wochenende. Mitverantwortlich für die Medaillenschwemme waren vor allem die Mountainbiker und Kletterer. Daniel Federspiel zum Beispiel. Dessen Ausflug nach Südafrika wurde versilbert. Ausschlaggebend dafür war nur ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit, eine scharfe Kurve und der Traum von Gold bei der Mountainbike-Weltmeisterschaft in Pietermaritzburg war geplatzt. „Paul van der Ploeg war in der ersten 180-Grad-Kurve kurz nach dem Start einfach schlauer als ich, wählte eine enge Route und war vorne“, analysierte Silbermedaillengewinner Daniel Federspiel nach dem Eliminator-Rennen.

Ob der Imster dem Druck nicht standgehalten hatte oder seine angeschlagene Gesundheit ihn den sicher geglaubten Titel gekostet hatte – diese Frage blieb ungeklärt. Jedenfalls konnte der 26-jährige Europameister und Weltcup-Führende nach einem hervorragenden Start den Australier auf dem selektiven Cross-Country-Kurs nirgends mehr überholen. Federspiel gestand: „Die vergangene Woche war nicht leicht für mich.“ Anfangs plagten den Tiroler Nasebluten und Durchfall, dadurch fühlte er sich nicht hundertprozentig fit. Auch die in ihn gesteckten Erwartungen nagten an seinem Wohlbefinden. „Den Druck, Weltmeister zu werden, habe ich doch gespürt.“ Aber: „Mein Ziel war die Goldmedaille. Und jetzt sage ich voller Freude: ‚Ich habe die Silbermedaille gewonnen.‘“

In Eindhoven dafür, dort, wo die Kletterer im Bouldern ihre Europameister ermittelten, dominierten im rot-weiß-roten Lager die Farben Gold und Bronze. Michael Schöpf, jahrelang Generalsekretär und nunmehr erfolgsverwöhnter Sportmanager des Österreichischen Wettkletterverbandes (ÖWK), versagte beinahe die Stimme. „Ein Wahnsinn“, sagte der Oberländer und meinte damit den Ausgang der Finalentscheidungen. Dass sich Titelverteidigerin, Seriensiegerin und Gesamtweltcup-Siegerin Anna Stöhr erneut die EM-Krone aufsetzen würde, war durchaus zu erwarten. Dass aber just ihr Lebensgefährte Kilian Fischhuber seinen längst überfälligen Titel bei einem Großereignis abholte, verlieh dem zweifachen Happyend buchstäblich goldenen Glanz.

„Der Bann ist gebrochen“, meinte denn auch ein freudestrahlender Kilian, der bereits fünfmal den Gesamtweltcup (2005, 2007, 2008, 2009, 2011) geholt hatte, aber bei einer EM oder WM nie vom obersten Treppchen jubeln konnte. Bis jetzt. „Damit“, lachte der Wahl-Tiroler, der wie seine Anna in Innsbruck Sport und Englisch studiert, „hört sich endlich auch die Fragerei nach dem ersten Einzeltitel auf.“ Klar, dass auch Stöhr zu Tränen gerührt war. „Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich für den Kili freue“, strahlte die Boulder-Queen, die selbst einmal mehr über der Gegnerschaft thronte. Verlass war auch auf Vorstieg-Weltmeister Jakob Schubert. Der Innsbrucker krallte sich Bronze im Boulder-Finale und in der Kombi-Wertung. „Ich war schon mit dem Finaleinzug happy, aber so ist’s megageil. Und dass der Kili endlich sein Gold hat, freut mich genauso.“