Ein Fehlstart, der nach Arbeit roch


EBEL-Start: Füchse schlauer als Haie / Foto: Parigger

Von der Stimmung her erinnerte der Start in die Eishockeymeisterschaft ein wenig an längst vergangene, glorreiche Zeiten – verständlich, denn mit dem HC Bozen stellte sich gleich in der ersten Runde ein alter Rivale in der TIWAG Arena vor. Zwanzig Jahre nach den legendären Alpenliga-Zeiten mit den rassigen Derbys gegen Bozen, Varese oder Mailand und Freudentänzen auf den Bierbänken in der alten ausverkaufen Olympiahalle war es erstmals im Rahmen der EBEL wieder so weit: Das erste Nord-Südtiroler-Treffen leitete die neue Saison in der TIWAG Arena ein.

Da marschierten für die Haie beim Einlauf auch die Cheerleader der Swarco Raiders am Eis auf. Die italienische Fahne wehte im Gästesektor, die Haie-Fans hießen die Nachbarn ihrerseits mit einem Banner „Servus Bozen – it’s Derby-Time“ willkommen. Den ersten Alarm lösten auch die Newcomer aus dem Süden aus. Zunächst mehrmals vor dem Haie-Tor, dann mit einem bengalischen Feuer, das den Alarm in der TIWAG Arena in Kraft setzte. Was gefährlich klingt, blieb zunächst aber noch ohne Konsequenzen.

Auf Innsbrucker Seite setzten sich die Angriffsbemühungen zu Beginn aber nur spärlich in Gang. Alex Höller (4.) hatte nach Jurik-Assist in Unterzahl noch die beste Gelegenheit. Das (Stimmungs-)Plus auf Seiten der Gäste machte sich am Ende des ersten Spielabschnittes dennoch auf der Anzeigetafel sichtbar: Nach einem langen Pass ließ Switzer Bozen-Legionär Trenton Whitfield auf der blauen Linie zu viel Raum und der hämmerte die Scheibe am bis dahin starken HCI-Goalie Adam Munro vorbei ins Netz.

Die Haie kamen verbessert aus der Kabine, mit mehr Schwung, mehr Drang nach vorne. Kurz nach dem Ende des ersten Powerplays war es dann auch endlich so weit: Kapitän Patrick Mössmer drosch die Scheibe nach Zuspiel von Tyler Donati zum 1:1 (30.) in den Winkel. Der sprichwörtliche große Ruck in den eigenen Reihen blieb aber dennoch aus. Liganeuling Bozen mit zehn (!) Legionären – zwei bis drei würden noch kommen – agierte bei allem Drängen der Innsbrucker weiter schnörkellos und zielstrebig.

Und ausgerechnet der große Innsbruck-Legionär Marek Malík nahm gegen Ende des Mitteldrittels eine „vermeidbare“ Strafe. Die Strafe in Form eines weiteren Gegentreffers folgte dann auch gleich auf den Fuße: Sébastien Piché traf im Powerplay zur neuerlichen Führung für die Südtiroler. Während die Gäste-Fans im Schlussabschnitt fröhlich „Bolzano“-Gesänge oder „Qué Será“ anstimmten, machte sich auf heimischer Seite im Minutentakt eher Geisterstille breit: Marco Insam (42.) und Trenton Whitfield (49.) hatten die Führung auf 1:4 ausgebaut.

Nur beim Raufhandel behielten die Haie in Form von Flo Pedevilla gegen Hannes Oberdörfer ganz klar die Oberhand. Zum Abschluss gab’s noch zwei Stück für die Hausherren und hämische „Auf Wiedersehen“-Sprechchöre. Der Fehlstart war prolongiert.

„Die Höhe der Niederlage zeigt nicht, wie das Spiel wirklich war“, bemühte sich indes Coach Danny Naud nach passablen 30 Minuten Fakten anzuführen, wie das deutliche Resultat am Ende zustande gekommen war: durch Gegentore zu denkbar ungünstigen Momenten (0:1/Ende erstes Drittel, 1:2/Ende zweites Drittel sowie 1:3/Beginn drittes Drittel) und fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen.

Unbeirrt davon präsentierten sich die Haie wenige Tage später gegen Laibach – mit einem 4:2-Erfolg schossen sich die Innsbrucker den „Bozen-Frust“ gleichsam von der Seele, obwohl es zwei Drittel lang nicht nach einem ersten Sieg ausgesehen hatte. Doch Treffer von Schennach und Salazar im Schlussabschnitt sorgten für ein versöhnliches Ende und bestätigten die Erwartungshaltung von Präsident Kaltschmid, der vor der Partie optimistisch einen Sieg mit zwei Toren Unterschied prophezeit hatte.