Bronze wog schwerer als Pleite


Es war ein gewagtes Experiment ... / kristen-images.com Über Jahre hinweg eine verlässliche Stütze im Team von Chefcoach Stefan Chrtiansky - Douglas Duarte Souza da Silva (rechts) / kristen-images.com Feiern mit den Fans - Niklas Kronthaler und Kapitän da Silva / kristen-images.com

Es war ein gewagtes Experiment, dieser Aufbruch in eine neue Volleyball-Welt. Aber für Hannes Kronthaler, bekannt dafür, die Dinge beim Namen zu nennen und immer neue Herausforderungen zu suchen, war klar: „In Österreich treten wir gleichsam auf der Stelle, ich möchte mehr als nur jedes Jahr eine Finalserie gegen Aich/Dob.“

Eine Aussage, die aufhorchen ließ und für so manche Missstimmung sorgte; am Ende allerdings durfte der Tiroler Baulöwe jubeln. Die Teilnahme an der Deutschen Volleyball-Bundesliga war nicht nur lehrreich, sondern auch von Erfolg gekrönt – die Hypo Alpenvolleys holten sensationell Platz drei, qualifizierten sich damit in einer der stärksten Ligen Europas auf Anhieb für den Europacup. Den Applaus von allen Seiten hat sich Hannes verdient.

Ausgerechnet Friedrichshafen war Endstation im Jahr eins des Exodus – im Play-off-Halbfinale hatten sich die Tiroler gegen den 13-fachen Deutschen Meister zweimal geschlagen geben müssen: 1:3 und 0:3. Die Überraschung ist also ausgeblieben. Die Hypo Tirol Alpenvolleys hätten im Rückspiel am Fuße des Patscherkofels schon über sich hinauswachsen müssen, um Friedrichshafen ins Wanken zu bringen.

In der Innsbrucker Olympiahalle nützte selbst der Heimvorteil vor rund 1200 Zuschauern den Tirolern mit Unterhachinger Lizenz nicht viel. Die „Häfler“ vom Bodensee ließen von der ersten Sekunde an klar erkennen, dass sie auch in den Bergen zu punkten wissen. Dabei hatten die Chrtiansky-Jungs bis zur Hälfte des ersten Satzes tapfer mitgehalten, kämpften sich immer wieder heran. Bis der VfB routiniert davonzog und zum 25:20 ausservierte.

Zu viele Eigenfehler, zu viel Druck, zu starker Block, zu gute Verteidigung auf der anderen Seite des Netzes. Auch im zweiten Satz nützte Friedrichshafen bereits den ersten Satzball und siegte erneut mit 25:20. Hypo-Kapitän Douglas Duarte da Silva und Co. versuchten dagegenzuhalten, am Ende genügte es nicht.

Der dritte Satz war mit 25:15 die klarste Angelegenheit – nicht zuletzt, weil Hypo-Trainer Chrtiansky zum Satzschluss wechselte –, auch Sohn Stefan lief zum letzten Mal auf.

Friedrichshafen war zum Gipfelstürmer mutiert und ließ keine Zweifel daran, dass zwei Jahre ohne deutschen Meistertitel lange genug sind. „Wir haben vermutlich gegen den deutschen Meister verloren. Das ist keine Schande“, sprach Manager Hannes Kronthaler davon, dass die Aussichten auf einen Erfolg gegen den heuer in der Bundesliga ungeschlagenen Titelanwärter von vornherein nicht gut standen.

Die Enttäuschung über das zweite verlorene Halbfinale hielt sich auf Tiroler Seite also in Grenzen. Die Spieler lagen sich friedlich in den Armen. „Es ist eine gewonnene Bronzemedaille. Und langsam merken wir alle, dass wir nach der langen Saison müde sind“, atmete Trainer Chrtiansky lächelnd durch.

Die Premiere in der deutschen Bundesliga sei geglückt, analysierte Manager Kronthaler. „Wir wollen zu den Top drei gehören – hinter Friedrichshafen und Berlin“, machte er sofort nach dem „Aus“ Ziele für die kommende Saison fest. Und selbst Friedrichshafen-Trainer Vital Heynen lobte den Einstieg von Hypo: „Ich bin dafür, wenn solche guten Teams zur Liga kommen, und nächstes Jahr wird es sicher leichter für Tirol, gute Spieler zu bekommen. Ich hoffe, nicht zu leicht.“

Den Weg ins das Halbfinale hatten sich die Innsbrucker hart erkämpft – in drei Spielen gegen Düren. Nach der knappen Niederlage zum Auftakt der Serie in Düren wurde das Heimspiel mit 3:1 souverän gewonnen, die Entscheidung fiel also auswärts.

Da hatten die Alpenvolleys nichts mehr anbrennen lassen – und das im Blitztempo. Nach der 2:0-Führung der Gäste hatten die Dürener noch einmal „aufgezeigt“ mit dem 25:20, aber ihr Pulver war verschossen, nach dem verwerteten Matchball (25:19) gab es sogar Standing Ovations von den Düren-Fans. Der Stadionsprecher ergänzte: „Hannes, macht was draus!“

Bei dem regierte vorerst einmal der Genussfaktor mit einem kühlen Bier in der Hand. Kronthaler: „Jetzt wird kurz angestoßen, dann fliegen wir in Ruhe zurück. Alles, was jetzt noch kommt, ist nur mehr Zugabe.“ Die Zugabe hieß Friedrichshafen, der Rest – siehe oben!