Der lange Kampf gegen den bitteren Abstieg


Dunkle Szenen eines Abstiegs - als auf der Nordtribüne im Tivolistadion end-gültig die Lichter ausgingen / GEPA Versteinerte Miene bei Gerhard Stocker / GEPA Tränen der Enttäuschung bei Wacker-Goalie Knett / GEPA Der letzte Jubel in der ersten Liga nach dem 4:0 gegen Mattersburg / GEPA Trainer Thomas Grumser mit trösten-den Worten für Gabriele / GEPA

Alles neu macht der Mai – das war die große Hoffnung im Lager der Innsbrucker Schwarz-Grünen und prompt gelang es den Schützlingen von Trainer Thomas Grumser, die so ungeliebte „Rote Laterne“ des Tabellenletzten abzugeben.

Neu am Tabellenende lag nun Hartberg, das am Tivoli mit 1:0 verlor – die Spannung im Abstiegskampf war größer denn je. Hartberg hatte als Sechster im unteren Liga-Tableau einen Zähler Rückstand auf jene Innsbrucker, denen erstmals in der Saison zwei Siege in Serie gelangen und zwei Punkte fehlten den Steirern auf die Admira.

Die Tiroler scherte das recht wenig – jene Startelf, die in Altach den Grundstein zum 4:1-Auswärtserfolg gelegt hatte, sollte es auch im Finale gegen Hartberg richten. Ein Tor war gefragt, um den leidigen Tivoli-Fluch zu brechen.

In der 28. Minute durften die rund 4.000 Fans endlich jubeln, Matthias Maak hatte einen Eckball mit einem Kopfballaufsitzer ins rechte Kreuzeck perfekt verwertet. Wie gut dieser Treffer allen tat, verdeutlichte der euphorische Jubel vor der FCW-Betreuerbank.

Die zweite Halbzeit war dann nichts für schwache Nerven, denn die Gäste waren nach Schüssen von Rajko Rep (62., 91.) und Dario Dadic (77.) dem Ausgleich nahe, im Tivoli war nicht nur wegen der Kälte ordentlich Zittern angesagt. Am Ende des Tages überwog allerdings große Erleichterung, denn nach diesem Erfolg konnte der FC Wacker den Klassenerhalt in der tipico Bundesliga aus eigener Kraft schaffen.

Doch wie heißt es so treffend – abgerechnet wird erst am Ende. Und davor gab es noch ein paar knifflige Aufgaben für die Tiroler zu lösen. Nur wenige Tage nach dem Jubel herrschte einmal mehr Ratlosigkeit und Enttäuschung im Lager der FCW-Fans. Warum? Weil Wacker bei Rapid mit 1:0 verlor und gleichzeitig Hartberg bzw. die Admira punkteten, hing die „Rote Laterne“ schon wieder in Innsbruck.

Die Entscheidung in Hütteldorf war nach rund einer Stunde gefallen, als Rapid nach einem mustergültigen Konter das 1:0 und letztlich den Siegestreffer erzielt hatte. „Da waren wir nicht wach genug“, haderte General Manager Alfred Hörtnagl.

„Schade, dass wir das Gegentor aus einem Umschaltmoment heraus bekommen haben. Nach dem Gegentreffer haben wir das Spiel in ihre Hälfte verlegt, waren aber nicht zwingend genug“, analysierte Trainer Thomas Grumser und fügte dem hinzu: „Wir glauben weiter an uns, haben alles in der eigenen Hand.“ Ein Sieg bei der Admira erschien in diesem Zusammenhang fast schon als Pflicht.

Aber Pflichtsiege sind die schwersten – nicht nur im Fußball. Den Hausherren, also der Admira, gelang es viel besser, die mentalen (Fuß-)Fesseln zu lösen. Mit einer beruhigenden 2:0-Führung gingen die Südstädter in die Pause, in der sich Wacker-Vorstand Gerhard Stocker – „das ist einfach zu wenig“ – auf der Tribüne mit Recht ärgerte. Die Zweikampfstatistik – 69:31 für die Admira – besagte alles.

„Wir steigen niemals ab“, skandierten die treuen mitgereisten Wacker-Fans zum Anpfiff der zweiten Halbzeit. Irren ist menschlich, denn nach dem Anschlusstreffer durch Michael Schimpelsberger waren wieder die Gastgeber am Zug, trafen nur drei Minuten später zum 3:1. Dem hatten die Tiroler nichts mehr entgegenzusetzen – das 3:2 durch Cheikhou Dieng in der letzten Sekunde der Nachspielzeit war lediglich Ergebniskosmetik.

Fazit? Gegen Mattersburg würde selbst ein 10:0 nicht reichen, wenn gleichzeitig Hartberg sein Heimspiel gegen die Admira gewinnt. Und genau so kam es dann auch. Es war zwar nur ein 4:0 gegen die Burgenländer, aber nachdem gleichzeitig die Admira mit 1:3 in Hartberg verlor, mussten die Innsbrucker den bitteren Weg zurück ins Unterhaus antreten.

Mit Tränen in den Augen standen Eigengewächs Lukas Hupfauf oder Goalie Christopher Knett nach dem Schlusspfiff in den FCW-Katakomben und gaben einhellig zu Protokoll: „Wir haben den Kampf um den Klassenerhalt nicht heute verloren.“ „Vorn waren wir oft zu harmlos und hinten zu anfällig“, brachte Hupfauf die Saison „sehr, sehr schwer enttäuscht“ auf den Punkt.

Knett reichte nach: „Es ist ganz, ganz bitter. Man braucht keinem einen Vorwurf zu machen. Wir sitzen alle im selben Boot. Und ich bleibe dabei: Wacker gehört in die Bundesliga.“ Kapitän Roman Kerschbaum ergänzte mit einer „gewaltigen inneren Leere“: „Wenn du viermal gegen direkte Abstiegskonkurrenten wie Admira oder dreimal gegen Mattersburg verlierst, wird es eben schwer, die Klasse zu halten.“

Während die Wacker-Fans auf der Nordtribüne zunächst noch die Treue auch für Liga zwei beschwört hatten, änderte sich auch dort die Stimmung im Minutentakt. Um 18.39 Uhr stieg bei Böllerwürfen schwarzer Rauch auf und auf Transparenten wurden die vermeintlich „Schuldigen“ des sofortigen Wiederabstiegs festgehalten. Es war der erst fünfte Heimerfolg in 16 Spielen – ein klares Indiz, warum es wieder nicht reichte.

„Wir haben im Herbst schon zu viel liegengelassen“, brachte Stefan Rakowitz auch Grumser-Vorgänger Karl Daxbacher indirekt ins Spiel, während Präsident Gerhard Stocker in eine ungewisse Zukunft blickte: „Es tut mir leid für beide Teams, die jetzt runter müssen. Jetzt wissen wir, was die Herausforderungen sind und müssen warten, auf welche Unterstützung wir bauen können. Es könnte passieren, dass man den FC Wacker radikal umpositionieren muss.“ Das klang nach vielen Abgängen und einer längeren Zeit in Liga zwei.