Das Fliegen ist des Gregors Lust


Gregor setzt der Konkurrenz Hörner auf / Foto: GEPA

Erst die Statistiker brachten es an den Tag – 21 Jahre lang hatte die Durststrecke der österreichischen Skispringer in Planica gedauert, doch dann kam er – Gregor Schlierenzauer. Den Skiflug-Weltcup auf der slowenischen Großschanze dominierte der Tiroler in beeindruckendem Stil, sorgte damit für den ersten ÖSV-Triumph seit 1987.

Im ersten Durchgang war der Stubaier mit unglaublichen 232,5 Metern dem Zweiten um nicht weniger als 20 Meter davon geflogen. Nebenbei stellte er damit einen neuen österreichischen Weitenrekord auf. „Es ist einfach nur obergeil. Ich will sofort wieder auf die Schanze, um noch einmal zu springen“, strahlte er. Nachdem er dann mit 225 Metern zum Sieg sprang, die Schrecksekunde. Schmerzverzerrt griff er sich mitten im Jubel ans Bein. Doch bald kam die Entwarnung: nur ein Krampf.

Hinter Schlierenzauer (447 Punkte) landeten Janne Ahonen und Bjørn Einar Romøren auf dem Stockerl. Wie auch immer – es war das Wochenende des jungen Tirolers, der die drei Abschlusstage in Planica dominierte, wie nie ein Skiflieger zuvor, der an jedem Tag die jeweils 20.000 Zuschauer an der größten Skiflugschanze der Welt in seinen Bann zog. Doppelsieg in den Einzelspringen – und in allen Durchgängen, auch im Teamspringen (3. Platz für Österreich), flog er der Konkurrenz davon. Dabei hatte er seinen Jungfern-Flug erst vor einem Monat in Oberstdorf absolviert.

Das finale Springen jedenfalls gewann der Doppel-Skiflug-Weltmeister vor den Augen von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und vor Teamkollege Martin Koch sowie Janne Happonen. „Ich liebe einfach das Fliegen“, schwärmt der Tiroler und lacht. „Planica ist jetzt meine absolute Lieblingsschanze.“

Dabei wollte er vor dem ersten Probesprung schon die Saison beenden. „Die Schanze ist noch beeindruckender als die in Oberstdorf. Dazu kam der unstete Wind. Ich wollte wieder runterklettern und sagen: Ich hatte eine tolle Saison, das war’s“, gibt der vor Selbstbewusstsein strotzende ÖSV-Adler zu und muss bei der Erinnerung daran schmunzeln: „Jetzt würde ich sofort wieder hinauf.“

Sein sensationelles Saisonfinish mit vier Siegen sowie der Absicherung des zweiten Gesamtweltcup-Platzes hinter Thomas Morgenstern und die Verbesserung des österreichischen Skiflug-Rekordes an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (erst 232,5, dann 233,5 Meter) führt er auch auf seine Kraftreserven zurück. „Meine zwei Pausen in Harrachov und Sapporo haben mir sicher gut getan. Ich fühle mich so fit wie noch nie.“

Die Ziele für den kommenden Winter sind klar: eine Saison ohne Pausen, Gesamtweltcup, WM-Medaille und im Nationencup ganz oben. So wie in diesem Jahr. Diese Kugel holte sich nämlich das ÖSV-Team mit der Rekordpunktezahl von 6197 vor Norwegen und Finnland.