Radprofis rätseln über 2021


Patrick Gamper - "Ich habe viel ge-lernt!" / GEPA Felix Gall - "2021 wird ein schweres Jahr!" / Sunweb

Es war das erste Mal nach rund acht Jahren Unterbrechung, dass im Jahr 2020 zwei Tiroler Radprofis in der höchsten Kategorie des Radrennsports (World Tour) die Saison in Angriff nehmen durften. Aber Corona erwies sich dann doch – auch wenn die großen Rundfahrten stattfinden konnten – als Spielverderber.

Zwar brachte die Krise mit dem völlig überladenen 90-Tage-Kalender große Chancen für Patrick Gamper (Giro d’Italia) und Felix Gall (Vuelta), doch am Ende bilanzierten die beiden Neo-Profis mit gemischten Gefühlen. „Es war irgendwie ein verlorenes Jahr. Das erste richtige Lehrjahr als Profi fehlt mir jetzt. Ich hatte zwar Renneinsätze, aber nicht so viele wie erhofft. Vor allem habe ich weniger Erfahrungen gesammelt als gewünscht“, sinnierte Gall.

Der Osttiroler Junioren-Weltmeister von 2015 verpasste krankheitsbedingt die Vuelta, bestritt mit der Tschechien-Tour (78. Rang) und der Tour des Alpes Maritimes (62.) lediglich zwei Rundfahrten. Insgesamt absolvierte der 22-Jährige im ersten Jahr beim niederländisch-deutschen Team Sunweb 1450 Rennkilometer – im Vorjahr waren es mehr als dreimal so viele (4834) gewesen. Vor allem die wegen eines Infekts verpasste Spanienrundfahrt lag Gall („Ich war schon sehr enttäuscht“) noch schwer im Magen.

Wenn etwas Positives gesucht werden sollte, wurde man im Training fündig. „Vom Training her war das Jahr okay, ich habe mich durch die Bank in allen Bereichen verbessert“, sagte Gall, der die Saison mit einem Trainingslager auf Gran Canaria ausklingen ließ. Gemeinsam mit vier Schweizern, darunter Jungstar und Teamkollege Marc Hirschi (heuer WM-Dritter und Gewinner einer Tour-de-France-Etappe). Aber eines ist ihm schon bewusst: „2021 wird ein schwieriges Jahr werden.“

Ebenso nachdenklich blickte Patrick Gamper voraus. Der Neo-Profi des deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe war seit seinem Sturz auf Etappe sieben seiner ersten Grand Tour, dem Giro d’Italia, nicht mehr auf dem Rad gesessen. „Ich wollte damals weiterfahren, aber die Ärzte ließen mich nicht“, blickte er auf den 10. Oktober zurück, als ein geschwollenes Auge den Giro d’Italia beendete.

Trotz weniger Rennkilometer (3515 km mit Zielankunft statt 8344 im Vorjahr) ist der junge Mann aus Münster zufrieden. „Für einen Neueinstieg ein schwieriges Jahr, aber die Leistung war recht gut. Ich habe viel gelernt bei den Rennen und habe mich im Team etabliert“, sagte der Vize-Zeitfahrstaatsmeister und ergänzte: „Es war auf keinen Fall ein verlorenes Jahr.“ Ob allerdings 2021 ein Gewinn werden wird, darüber darf der 23-Jährige noch einige Zeit rätseln.