Jonas Müller und die Freude am Siegen


Platz zwei in Igls für die ÖRV-Staffel mit Thomas Steu, Lorenz Koller, Lisa Schulte und Jonas Müller / Kristen

„Ist das spannend, da legst di nieder“, sagte Sepp Fendt, Präsident des Internationalen Rodelverbandes FIL. Es war der Moment, als beim Weltcupauftakt der Kunstbahnrodler in Innsbruck-Igls der Halbzeitführende Jonas Müller in die Entscheidung startete. Alle Augen im Zielauslauf des Igler Eiskanals waren auf die Videoleinwand gerichtet.

Alle? Nein, das Augenpaar einer Frau vergrub sich in den Rücken ihres (Vorder-)Mannes. Mama Andrea Müller konnte nicht hinschauen, als ihr Sohn durch den Eiskanal raste. Schon gar nicht, wenn er nach dem ersten Weltcupsieg greift. „Das halte ich nervlich einfach nicht aus! Erst auf den allerletzten Metern habe ich mich getraut, einen Blick zu riskieren“, gestand die mitfiebernde Mama.

Als die grüne Eins im Ziel für den amtierenden Sprintweltmeister, der im Weltcup zuvor noch keinen Podestplatz hatte herausfahren können, aufleuchtete, gab es kein Halten mehr. Teamkollegen und Trainer stürmten in den Auslauf, um den 22-jährigen Bludenzer hochleben zu lassen.

„Hier in Igls vor Familie und Freunden zwei solche Läufe runterzubringen war einfach nur geil. Ich bin mit einer gewissen Lockerheit an den Start gegangen, da ich bereits im Training gezeigt habe, dass ich ganz vorne mitfahren kann. Es war der perfekte Start in die neue Saison“, strahlte der Vorarlberger bis über beide Ohren.

Dann erzählte er: „Es war schon ein sehr komisches Gefühl vor dem zweiten Lauf. Ich habe mich in unsere Werkstatt am Herren-Start zurückgezogen. Dort habe ich aber immer darauf geachtet, dass jemand zum Reden da ist, damit ich nicht beginne, über die Halbzeitführung nachzudenken“, verriet Müller im Ziel.

Die ÖRV-Herren zeigten sich im Einsitzer auch mannschaftlich stark. Nico Gleirscher, der Bruder von Olympiasieger David, hatte sich erst als Sieger des Nationencups für den Weltcup qualifiziert und wurde Vierter hinter Dominik Fischnaller, Ex-Weltmeister Wolfgang Kindl landete als Fünfter noch vor dem besten Deutschen, Felix Loch. David Gleirscher wurde Neunter, Reinhard Egger belegte Rang 18.

Und in der Team-Staffel verpassten die Österreicher ihren ersten Sieg in diesem Bewerb lediglich um 0,025 Sekunden. Lisa Schulte, Jonas Müller und Thomas Steu / Lorenz Koller mussten sich als Zweite nur Italien ganz knapp geschlagen geben. Rang drei ging an Deutschland.

Damit gab es in diesem Heimweltcup insgesamt drei Podestplätze für das ÖRV-Aufgebot. Thomas Steu und Lorenz Koller waren im Doppelsitzer-Bewerb hinter zwei deutschen Duos Dritte geworden.

Cheftrainer Rene Friedl war angesichts der guten Platzierungen sehr zufrieden. „Drei Medaillen, drei weitere Top-sechs-Platzierungen im Einsitzer, dazu das starke Weltcup-Debüt von Yannick Müller / Armin Frauscher (Elfte). Wir sind hinsichtlich Startzeiten und Speed in allen Disziplinen voll dabei und haben bewiesen, dass im Vorfeld gut gearbeitet wurde“, so der Deutsche.