Erst Milchglas, dann rosa Brille


Schladminger Spiele / GEPA

Der alpine Skiweltcup ist reich an Geschichten, von denen man denkt, dass sie nie passiert sein können. In Schladming wurde wieder so ein Kapitel geschrieben – dank Marcel Hirscher.

Weil beim Salzburger das Brillenglas verkehrt eingesetzt worden war, hatte er sich nach Bestzeit im oberen Teil des ersten Laufs einbremsen müssen. Der stark beschlagene Sichtschutz erwuchs ihm mit zunehmender Dauer der Fahrt zu einem immer größeren Handicap – immerhin: Der 26-Jährige beendete den ersten Lauf trotz Milchglas und fehlendem Durchblick noch als bester Österreicher (22.) – und sah am Ende alles durch die rosarote Brille.

„So sauer war ich schon lange nicht mehr“, gestand Hirscher zunächst, den 40.000 Zuschauer im Zielstadion der Planai frenetisch anfeuerten. Marc Digruber (25.) und Manuel Feller (24.) lagen zu diesem Zeitpunkt knapp hinter ihm, der 23-jährige Fieberbrunner Feller schied wie schon in Kitzbühel nach hoffnungsvollem Beginn in Durchgang zwei aus.

Während der Niederösterreicher Digruber am Ende auf einen für seine Ansprüche passablen zehnten Platz verweisen konnte, musste Marcel Hirscher die Aufholjagd auf den mit 2,59 Sekunden Vorsprung an der Spitze liegenden Felix Neureuther angehen, immer noch 1,49 Sekunden lag der Halbzeit-Dritte Henrik Kristoffersen vor ihm.

Mit Laufbestzeit erfüllte Marcel Hirscher die Pflicht, die schlechter werdende Piste spielte dem Annaberger zusätzlich in die Karten: „Bei gleichbleibenden Bedingungen kann ich maximal eine halbe Sekunde aufholen. Ich habe alles rausgequetscht, die Piste hat mir auch geholfen.“ Es wurde Platz zwei – weil Sieger Henrik Kristoffersen erneut die Nerven bewahrte und der Halbzeit-Führende Felix Neureuther eben nicht.

Kristoffersens vierter Sieg in Folge, der nächste Triumph bei einem Klassiker (nach Adelboden, Wengen, Kitzbühel nun auch in Schladming).