Dieses verflixte zweite Zehntel


Beat Feuz - der strahlende Sieger / Reuters Vincent Kriechmayr - in Garmisch zwischen Himmelreich und Hölle / AFP Photo

So etwas nennt man einen „Lauf“ – denn nach seinem Triumph im Heimrennen am Lauberhorn holte sich der Wahl-Aldranser Beat Feuz auch den Sieg in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen. Knapp vor dem stärksten ÖSV-Läufer, Vincent Kriechmayr, der – 0,18 Sekunden zurück – zeitgleich mit dem Südtiroler Dominik Paris Rang zwei belegte.

Diese verflixten zwei Zehntel – diesmal entschieden sie, im Gegensatz zu Kitzbühel, zugunsten von Feuz. Der reagierte gelassen. „Ich habe nie danach gesucht, wo ich sie verloren habe. Das war schnell vergessen“, sagte er. „Also werde ich mich jetzt auch nicht auf die Suche begeben, wo ich sie gewonnen habe“, schmunzelte Feuz. Der Blick des Schweizers ging nur kurz zurück auf die Streif, wo zwei, drei Wimpernschläge auf den ersten Abfahrtstriumph fehlten. Der Frust ist klein. Und er ist noch kleiner, seit diese zwei Zehntel nicht auf der Soll-, sondern auf der Habenseite des 30-jährigen sympathischen Eidgenossen standen.

Gelassen auch Kriechmayr – zweimal binnen einer Woche hatte Kriechmayr eine starke Vorstellung abgeliefert, war auf Siegeskurs gelegen; doch zweimal war es ein kleiner Fehler, der ihm den Triumph kostete. In Kitzbühel wurde es Rang vier, in Garmisch Rang zwei. „Ich habe in meiner Karriere schon viele Chancen vergeben“, sagte Kriechmayr, strahlte gewohnt breit und ergänzte: „Das spielt keine Rolle. Ich bin sehr zufrieden mit diesem zweiten Platz hier in Garmisch. Das war ein starkes Rennen, mit dem ich für die Olympischen Spiele aufbauen kann.“

Hannes Reichelt dagegen, der Vorjahressieger, knirschte ein wenig mit den Zähnen. Bei den wie in Kitzbühel erneut knappen Zeitabständen gab es für den 37-jährigen Salzburger Rang fünf. „Das passt schon, aber da war sicher mehr möglich“, meinte Reichelt, „Ich hatte ein paar kleine Fehler.“

Am Ende hatte also Feuz den längsten Atem. Und das erneut in einem Klassiker. Nach dem Sieg am Lauberhorn von Wengen, Rang zwei in Kitzbühel und dem Triumph auf der Kandahar-Piste schlüpfte er ins Rote Trikot. „Es ist unglaublich, hier zu gewinnen“, sagte Feuz, blickte zu seiner schwangeren Tiroler Freundin Katrin Triendl, die ihn stets begleitet und ergänzte: „Sie ist derzeit immer dabei bei den Rennen. Und wenn man die Ergebnisse ansieht, dann ist das sicher was Gutes.“