Mission Goldene Gams – Thiem vor Rückkehr


Ratlos und enttäuscht nach seinem frühen Aus in Kitzbühel - Dominic Thiem / GEPA Kitzbüheler Center Court / GEPA Der letzte Auftritt von Jürgen Melzer (mit Ball) in Kitzbühel / GEPA Thiem wird auch 2019 bei den Generali Open antreten / GEPA Siegerehrung mit Herbert Günther, Martin Klizan und Markus Bodner / GEPA

„Ausverkauft“ – nicht nur einmal durfte sich der Kassier des Kitzbüheler Tennisklubs in diesen ersten Augusttagen die Hände reiben. Auch ohne Dominik Thiem war der Run auf Tickets ungebrochen. 5800 Fans fanden sich trotz großer Hitze (41 Grad am Center Court) am Halbfinaltag ein, das Finale war schon vorher ausverkauft gewesen.

Es sind die stärksten Zahlen seit der ATP-Rückkehr 2011. In Summe waren über 50.000 Zuschauer auf der Anlage, brachten dem ATP-Turnier einen neuen Rekord in seiner „zweiten Ära“. Und das trotz des frühen Aus der Österreicher – allen voran Dominic Thiem, der mit seiner frühen Zusage für Kitzbühel den Ticketverkauf erst richtig in die Höhe getrieben hatte.

Im Endspiel duellierten sich zwei Qualifikanten – der Usbeke Denis Istomin und der Slowake Martin Klizan. Für beide war dieser erfolgreiche Auftritt in Kitzbühel eine Überraschung. „Ich bin glücklich, hier im Finale zu stehen. Kitzbühel ist eine wunderschöne kleine Stadt“, erklärte der 31-jährige Istomin, Sieger zweier ATP-Turniere, ehemals Nummer 33 der Welt und aktuell 95.

Dabei war Istomin mit sechs Niederlagen diese Saison ohne einen einzigen ATP-Erfolg auf Sand ins Turnier gestartet – und stand dabei in der zweiten Quali-Runde gegen Thiago Monteiro (BRA) mit einem Matchball gegen sich vor dem Aus. Doch sechs Siege später war der von seiner Mutter trainierte Spieler („Sie kennt mich besser als alle anderen“) im Endspiel.

Das Erfolgsgeheimnis? „Hier in der Höhenlage ist mein Aufschlag eine gute Waffe. Und ich esse jeden Tag Wiener Schnitzel!“, lacht Istomin. Im Endspiel stand ihm mit Klizan jener Spieler gegenüber, der sich – so wie Istomin – besonders lange auf den Wettkampf vorbereitet hatte.

Wie auch immer, der Schlussakt eines Turniers, in dem die Stars die große Show schuldig geblieben waren, währte nur kurz. 64 Minuten dauerte das einseitige Endspiel, der 29-jährige Slowake Klizan behielt dabei mit 6:2, 6:2 klar die Oberhand gegen den Usbeken und feierte seinen sechsten ATP-Turniererfolg. Der Überraschungssieger kassierte dafür 89.435 Euro Preisgeld.

Der letzte Vorhang war damit gefallen, das 74. Jahr des Tiroler ATP-Turniers endete mit den Siegern Martin Klizan sowie Roman Jebavy (CZE) und Andres Molteni (ARG) im Doppel. Die Bilanz mit über 50.000 Zuschauern liest sich gut und bedeutet einen Rekord der neuen Ära seit der ATP-Rückkehr 2011.

Alt sind indes einige Themen, die Kitzbühel schon lange verfolgen und Fragen offenlassen.

Dominic Thiem zum Beispiel. Warum hier ein einzelner Spieler an erster Stelle genannt wird? Ganz einfach: Österreichs Tennis-Star ist der Grund für den starken Ticketverkauf. Er ist der Grund, weshalb an einem Dienstag das Doppel fast doppelt so gut besucht war wie das Einzel danach. Er ist der Grund für die große Enttäuschung bei den Fans nach seinem Aus – und die traf Sportsmann Thiem selbst am härtesten.

Doch zu diesem Zeitpunkt war bis auf wenige Karten alles ausverkauft. Thiem ist der Ticketseller. Weil der 24-jährige Top-Favorit bis ins Finale hätte spielen sollen. Die aufwändige Verpflichtung Thiems war der Coup schlechthin – und er wird auch in Zukunft in Kitzbühel aufschlagen. „Wenn ich diese Wochen spiele, dann hier“, stellt Thiem klar. 2019 soll es also ein Wiedersehen geben.

Gut für die Zuschauer: Die Fans sind über solche Aussagen begeistert. . Doch ein Turnier ohne Thiem? „Wir haben 2017 die Feuertaufe als Turnier ohne Thiem bestanden“, gab Turnierdirektor Alex Antonitsch zu den damaligen knapp 47.000 Zuschauern zu bedenken. Es war das einzige Jahr, in dem Thiem ausließ. Doch 2018 erst brannte die Begeisterung mit vier von sechs ausverkauften Tagen bei den Generali Open lichterloh.

Weiters: Das Thema Stadion zieht sich durch die Geschichte des Turniers. 5,2 Millionen Euro sollen für Bauarbeiten und Sanierung (Neubestuhlung, Umbau einer Tribüne zum VIP-Raum, etc.) veranschlagt sein. „Es wäre möglich, dass wir bereits 2019 beginnen“, sagte KTC-Präsident Herbert Günther. Nur, wer zahlt dafür? Daran scheiden sich die Geister, eine „externe Kostenschätzung“ soll Klarheit bringen.