Peinlicher Abschied aus der höchsten Liga


Heli Kraft konnte den Untergang seines FC Wacker nicht mehr mitansehen / Foto: Parigger

Was hatten sie nicht alles beschwört, die Kicker des FC Wacker Innsbruck, vor dem letzten Heimspiel dieser Saison, wohl wissend, dass nur ein voller Erfolg die kleine theoretische Chance auf den Klassenerhalt wahren würde. Alles nur leere Versprechen, die Realität sah ganz anders aus.

Anstatt um jeden Zentimeter, um jeden Ball zu kämpfen, ließen sich die Innsbrucker im Tivolistadion förmlich vorführen, mussten sich schließlich gegen keineswegs überragende Mattersburger mit 0:5 geschlagen geben – eine bittere wie peinliche Pleite. Und weil gleichzeitig Austria Kärnten gegen den SV Ried das rettende 0:0 holte, war damit der Abstieg in die zweite Liga besiegelt. Zum ersten Mal seit 29 Jahren aus sportlichen Gründen. 2002 war ja ein finanzieller Flop Auslöser des Absturzes.

Diesmal trugen die Spieler Schuld daran, dass die meisten Wacker-Fans einen Großteil des Geschehens am Spielfeld durch einen Tränenflor sahen. Am Ende skandierten sogar die Treuesten unter ihnen: „Und ihr wollt Wacker Innsbruck sein?“ Sie adressierten diese Frage mit Häme, mit Trauer, mit Aggressionen an ihre einstigen Lieblinge. Die hatten im x-ten Schicksalsspiel ihr deprimierendes Schicksal aufgrund mangelnden Könnens selbst bestimmt. Sie hatten nach dem 0:1, dem 0:2, dem 0:3, dem 0:4 gegen mittelprächtige Gäste auch noch das 0:5 einstecken müssen.

FC Kärnten sicherte sich indes vor 27.800 (!) Fans den Klassenerhalt aus eigener Kraft. Als die Kunde davon das Tivoli erreichte, gab es schon längst Ovationen der Tiroler Fans bei jedem Ballkontakt der Gäste und ein gellendes Pfeifkonzert, wann immer ein Spieler im Wacker-Dress am Ball war. Da waren die Bande der Freundschaft zwischen Spielern und Anhängern bereits zerschnitten, auch die zwischen Trainer Heli Kraft und seinen Spielern. Und ob die Spieler sich beim gegenseitigen Wundenlecken noch einmal nahe kommen, ist auch anzuzweifeln.

Motto: Schuld sind immer die anderen. Wie auch immer – die 90 Minuten im wunderschönen EURO-Stadion zu Innsbruck, vor einer wunderschönen Kulisse von über 9000 erwartungsfreudigen Fans, gerieten dem Wacker’schen Vorzeigepersonal zu einer Bankrotterklärung.

Dabei war der FC Wacker angetreten, um zu retten, was zu retten ist. Aber da war die mangelnde Klasse nicht mehr zu kaschieren; diesem FC Wacker fehlte das individuelle Format für die Bundesliga. Und im Frühjahr fehlte zudem die taktische Cleverness, um diese Defizite in Grenzen zu halten. Heli Kraft hatte bei seinem Antritt die Spieler starkgeredet. Stärker, als sie sind. Und damit im Herbst Erfolg gehabt. Sie aufs richtige Maß „zurückzustutzen“, war ihm im Frühjahr nicht gelungen. Im Gegenteil: Er hatte gemeinsam mit der Truppe so sehr nach oben geschielt, dass der Bodenkontakt verlorengegangen ist.

Pech? Pech war auch dabei. Vielleicht wäre das 1:2 in Mattersburg nicht notwendig gewesen. Oder das 1:2 daheim gegen Red Bull. Aber in der Summe bleibt Frust pur. Und in der Rückschau war auch die Einkaufspolitik im Winter ein Flop: Lindström hatte kein Tor erzielt, Idrizaj nach seiner Genesung mangelndes Engagement gezeigt, die Ghanaer Arthur und Clottey agierten, wie es talentierte Spieler, die noch nicht ganz bundesligatauglich sind, halt so tun. Zu wenig, um Retter zu sein.